aus der Stuttgarter Zeitung vom 9.7.2002

Trotz vieler Investitionen bleiben Wünsche offen
Untertürkheimer beklagen bei Bürgerversammlung Lärmbelästigung durch
B 14 - Parkplatzsituation soll bald verbessert werden


400 Menschen sind gestern Abend zur Bürgerversammlung in die Sängerhalle gekommen. Dort hatten sie zu zwei Dingen Gelegenheit: Erstens Fragen zu stellen und zweitens am eigenen Leib zu erfahren, wie dringend die Sängerhalle eine Klimaanlage braucht.
Von Nicole Höfle

Nach mehr als sechs Jahren hatten die Untertürkheimer gestern wieder die Chance, Fragen zu stellen und Kritik los zu werden - und sie haben sie eifrig genutzt. Zur Sprache kam eine Fülle von Themen: vom Umbau der Mettinger Straße über die Sanierung des Hallenbades bis zur schwierigen Situation des Einzelhandels im Stadtbezirk. Noch bevor die Bürger loslegen konnten, bezog Ortsvorsteher Klaus Eggert Position zur angekündigten Schließung des Edeka-Marktes, dem letzten Laden mit Vollsortiment in der Ortsmitte: "Ich habe die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, dass Edeka doch noch bleiben wird." Ansonsten verwies der Bezirksvorsteher auf die Ohnmacht der Kommune: "Wir können nur an den Rahmenbedingungen etwas ändern, mehr nicht."

 

Oberbürgermeister Wolfgang Schuster tröstete die Untertürkheimer mit bundesweiten Entwicklungen: "Überall zeigt sich der Trend hin zu großflächigem Einzelhandel und weg vom traditionellen Familienbetrieb." Die Stadt könne nichts weiter tun, als den großflächigen Einzelhandel am Ortsrand einzudämmen und die Sanierungen der Ortskerne voranzutreiben - was in Untertürkheim bereits geschieht. Ansonsten brachte die Struktur des Stadtbezirks den OB ins Schwärmen: "In Untertürkheim mischt sich traditioneller Weinbau mit Hightech von Daimler-Chrysler."

Mit Schwärmereien aber gaben sich die Bürger nicht zufrieden. Ein Vertreter des Handels- und Gewerbevereins drängte auf eine rasche Aufstockung des Parkhauses Augsburger Straße hinter der AOK und forderte eine direkte Anbindung des Parkdecks an die Mettinger Straße, die auch kommen soll. Noch vor der Sommerpause soll der Gemeinderat die Parkhauserweiterung beschließen, die mit einer Million Euro zu Buche schlägt. "Der Anschluss erfolgt auf jeden Fall über die Mettinger Straße," versicherte der Technische Referent Hartwig Beiche.

Während der Frage- und Antwortstunde hatten die rund 400 Besucher Gelegenheit, die Schwachstellen der Sängerhalle zu erleben. In den vergangenen Jahren hat die Veranstaltungshalle an Besuchern verloren, weil eine Klimaanlage fehlt. Auch am Lärmschutz hapert es. Oberbürgermeister Schuster versprach der Chorgemeinschaft als Eigentümerin der Sängerhalle Entgegenkommen: "Wir werden in den nächsten Wochen feststellen, welche Mittel für die weitere Sanierung notwendig sind, um sie dann im nächsten Haushalt bereit zu stellen." Das letzte Wort bleibt dem Gemeinderat.

Die Sanierung des Hallenbades dagegen ist bereits beschlossene Sache - allerdings hat der Förderverein noch einen letzten Wunsch, wie gestern Abend deutlich wurde: Während des Umbaus sollen die Umkleidekabinen abgerissen und dort Trainingsflächen für die DLRG eingerichtet werden. Kosten: 139 000 Euro. Zweck: Aus- und Weiterbildung der ehrenamtlichen Helfer, die seit sieben Jahren den Betrieb im Hallenbad aufrecht erhalten. Ob der Wunsch Wirklichkeit wird, blieb gestern Abend noch offen: Nur wenn die veranschlagten 2,9 Millionen Euro für den Umbau nicht ganz ausgeschöpft würden, könne man darüber reden.

Auch ein anderes Dauerthema kam zur Sprache: die Lärmbelästigung durch die B 14. Die führe dazu, dass viele Untertürkheimer ins Remstal zögen, so ein lärmgeplagter Anwohner. Schon dreimal war beim Regierungspräsidium eine Reduzierung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit zwischen dem Anschluss B 10 und dem Kappelbergtunnel beantragt worden - ohne Erfolg. Den konnte auch Baubürgermeister Matthias Hahn gestern nicht garantieren. Er aber riet den lärmgeplagten Anwohnern: "Bohren Sie weiter."

Aktualisiert: 09.07.2002, 06:35 Uhr