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Das neue Mercedes-Benz
Museum in Stuttgart öffnet am 19. Mai 2006 |

Computerbild der fertigen Mercedes-Benz Welt (DaimlerChrysler)
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Stuttgarter Zeitung 4.4.2006 Kanzlerin atmet Hauch der Automobilgeschichte
Feierliche Eröffnung des Mercedes-Museums am 19. Mai durch
Angela Merkel - Besucher müssen sich auf Wartezeiten einstellen
Der berühmteste Gast steht seit gestern fest: Bundeskanzlerin Angela
Merkel wird das Mercedes-Museum, das 150 Millionen Euro gekostet hat, am
19. Mai eröffnen. Der Star sei aber der Fuhrpark, sagte der Hausherr,
der mit 750 000 Besuchern im Jahr rechnet.
Von Jörg Nauke
Noch wird in dem futuristischen Gebäude, das das niederländische Büro
UN studio van Breukel und Bos zwei verschlungenen Spiralen nachempfunden hat,
poliert und installiert. Die 160 Fahrzeuge - 80 Autos, 40 Lastwagen und 40 Rennwagen
- und weitere rund 1500 Exponate (Ersatzteile, Komponenten, Rennanzüge,
Pokale) sind bereits an ihrem Platz; Licht und Ton werden derzeit auf die Exponate
abgestimmt. Der Tragwerksplaner Walter Sobek hat errechnet, dass die Decken dick
wie sechsspurige Autobahnbrücken sein müssen, damit erstmals historische
Nutzfahrzeuge präsentiert werden können.
Der Museumsbesuch beginnt mit einer Aufzugfahrt in die Vergangenheit.
Es geht in 45 Sekunden zurück zu den Ursprüngen der mobilen Gesellschaft, akustisch
dargestellt durch Verkehrslärm von der benachbarten B 14 beim Einstieg und
dem Geräusch trappelnder Hufe beim Ausstieg im achten Stock. Im obersten
Präsentationsraum kann man den ersten schnell laufenden Motor,
die erste Motorkutsche und den Benz-Patent-Motorwagen aber nicht nur
bestaunen - man kann sie auch riechen.
Nachdem sie die Mercedes-Welt am Nachmittag des 19. Mai eingeweiht
hat, darf als eine der Ersten Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am
Schnupperkurs teilnehmen und (das kostet normal vier Euro) den Rennsimulator
nutzen, der sich auf der als Steilkurve ausgestalteten Präsentationsfläche namens "Rennen & Rekorde" befindet.
Das ist aber nicht irgendein Simulator - er lässt den Fahrer spüren,
wie sich Sitzposition und Lenkradgröße im Laufe der langen Firmengeschichte
verändert haben. Am Abend findet eine Eröffnungsgala mit 1500 Gästen
statt. Am Samstag und Sonntag ist das Museum für alle geöffnet, montags
ist das Gebäude geschlossen, weil man die vielen Computer und Bildschirme
warten müsse, mit deren Hilfe die Exponate erklärt würden,
sagt Museumschef Max-Gerrit von Pein. Das Angebot reicht vom SSB-Bus
bis zum Dienstwagen des japanischen Kaisers, vom Papamobil des Papstes
bis zum Cabrio von Lady Di.
Das 150 Millionen Euro teure Museum ist durch einen unterirdischen
Verbindungsgang mit Shops und Restaurants mit dem neuen Verkaufszentrum
verbunden. Dort werden ständig rund 130 Neufahrzeuge präsentiert. Unterirdisch ist der Gang
freilich nur, weil die Gebäude auf einer rund sechs Meter hohen Aufschüttung
thronen. Wegen des Mineralwassers im Untergrund hat man die Gebäude auf
mehr als 1350 Pfähle gestellt.
Das Unternehmen erwartet einen Riesenansturm aufs Museum - nicht nur
am ersten Wochenende. Man rechnet mit 750.000 Besuchern pro Jahr. Bereits
das kleinere alte Gebäude innerhalb des Werks Untertürkheim,
das zwischen 1200 und 3200 Besucher pro Tag zählte, war mit einer
halben Million Gästen das
am stärksten frequentierte Firmenmuseum der Welt. Und sein Nachfolger
wird mit bis zu einer Million Besucher gehandelt. Die Organisatoren
befürchten
deshalb längere Wartezeiten. Weil die Etagen ineinander übergehen,
ist das Museum als Hochhaus mit einer Zugangsbeschränkung von
1200 Personen für die Ausstellung belegt. Wenn diese Zahl erreicht
ist, heißt es
warten, bis Besucher das Gebäude wieder verlassen. Durchschnittlich
werden etwa 2,5 Stunden für einen Rundgang angesetzt.
Der Eintritt ins Mercedes-Museum
kostet
für Erwachsene acht Euro,
ermäßigt
vier Euro,
für Kinder bis 15 Jahre ist er gratis.
Geöffnet:
Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen
von 9.00–18.00 Uhr – montags geschlossen.
Kontakt:
Hotline +49 (0) 711-17 30 000
per Fax +49 (0) 711-17 30 400
oder per E-Mail:
mercedes-benz-museum@daimlerchrysler.com
Anschrift:
Mercedes-Benz Museum GmbH
Mercedesstraße 100
70372 Stuttgart (Bad Cannstatt)
Weitere Informationen unter:
www.mercedes-benz.com/museum
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Das DaimlerChrysler-Werk Untertürkheim
2002

2006: Computersimulation mit neuem Museum und Mercedes-Benz Center
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Neues Mercedes-Benz Museum in Stuttgart
Zahlen, Fakten, Öffnungszeiten
Öffnungszeiten: Ab dem 20. Mai 2006 täglich,
außer montags, von 9.00 bis 18.00 Uhr. Zu Beginn und während
der Fußball-Weltmeisterschaft will die Museumsleitung flexibel
auf den Besucherandrang reagieren.
Eintrittspreise: Während das alte Werksmuseum
kostenlos zu besichtigen war, wird der Besuch des neuen Museums regulär
acht Euro kosten. Senioren, Schüler und Studenten zahlen die
Hälfte. Kinder und Jugendliche bis 15 Jahre haben freien Eintritt,
ebenso Schulklassen nach Voranmeldung.
Anfahrt: Das Mercedes-Benz Museum befindet sich
in Stuttgart-Bad Cannstatt in der Mercedesstraße 100
und ist mit dem Auto gut zu erreichen. Es gibt einen eigenen Museumsparkplatz,
die Parkkosten sind im Eintrittspreis enthalten. Mit dem öffentlichen
Nahverkehr benutzt man die S-Bahn Linie S1 bis zur Haltestelle
Daimler-Stadion Der Fußweg beträgt dann
5 Minuten. Dazu gibt es auch die neue Buslinie 51 vom
Bahnhof in Stuttgart-Bad Cannstatt bis zum Museum.
Ausgestellt werden: auf neun Ebenen und 16.500
Quadratmetern Fläche 160 Fahrzeuge und 1.500 weitere Exponate.
Erwartete Besucher: Museumschef Max-Gerrit von
der Pein erwartet jährlich etwa 750.000 Besucher. Ins alte Museum
kamen im Jahr 2005 rund 500.000 Gäste. Damit zählt das
Mercedes-Benz Museum zu den meistbesuchten Firmenmuseum der Welt.
Am Rande notiert ...
Kosten: Der Bau und die museale Ausgestaltung des
Projektes verschlangen rund 150 Millionen Euro.
Pläne: Bis heute wurden für den Bau des
Museums 35.000 Pläne erstellt. Während der Rohbauphase
waren es täglich bis zu 250, die an die ausführenden Unternehmen
verteilt werden mussten.
Fenster: In der Fassade gleicht keine der 1.800
Einzelscheiben der anderen.
Dreidimensionales Denken: Die Schlosser mussten
die meisten Geländer mit Hilfe von 3-D-Datenmodellen des Architekten
anfertigen.
Von Stuttgart nach Paris: 630.000 Meter Elektro-
und Datenkabel mussten unsichtbar untergebracht werden, dies entspricht
etwa der Strecke von Stuttgart bis Paris. Die Kabel wurden in Beton
gegossen. Außer den 12.000 Leuchten gibt es keine sichtbare
Gebäudetechnik.
Schwergewicht: 120.000 Tonnen Beton wurden verbaut.
Darin versteckt sind auch 100 Kilometer Rohre, durch die 33.000 Liter
Wasser fließen, um das Gebäude zu kühlen und zu beheizen.
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Autorin: Susan Pfahlbusch
- SWR - http://www.swr.de/regionen/stuttgart/mercedes-benz-museum/-/id=3398/nid=3398/did=1188966/mpdid=1189884/ttx3dh/index.html |
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Beton tanzt Twist Biotop des Automobils:
Im neuen Stuttgarter Mercedes-Benz-Museum legt sich die Architektur
in die Kurve
Von Martin Mezger -
Untertürkheimer Zeitung 13.5.2006
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Man würde sich nicht wundern, wenn das Ding plötzlich
weg wäre; wenn es sich wie ein Ufo vom Boden heben würde
oder - gelassener und gemessener - das Weite suchen wie ein
Ozeandampfer, den der erste Blick ohnehin assoziieren mag.
Dabei hat das neue Mercedes-Benz-Museum imposant Platz genommen
und Stadtraum gestaltet, wo er ziemlich gestaltlos ausfranst:
im Niemandsland zwischen Cannstatt und Untertürkheim,
Daimler-Stadion und -Werksgelände, Sportplätzen
und Verkehrsschneisen, die sich gierig in die Fläche
fräsen. Eine von ihnen, die B 14, schneidet die Grenzkerbe
zwischen Werk und Museum.
Unendliche Statistenschar
Als künstlicher Strom gehört die mehrspurige Bundesstraße
zur architektonischen Inszenierung wie der Rhein zum Kölner
Dom. Der rollende Verkehr wird zur unendlichen Statistenschar
im Schauspiel der Mobilität und ihres musealen Monuments,
dem so gar nichts Museales eignet. Futuristisch blitzt die
Aluminiumhülle wie eine blank polierte Autokarosserie
und formt die gewundene Baukörpergestalt. Sie wirkt,
als habe man das benachbarte Stadion in einen gigantischen
Ofen geschoben, wo es zur Torte aufging.
Die lichten Schichten der Fensterbänder blecken Zähne,
wie sie der Haifisch im Gesicht trägt. Nur hätte
sie ihm der Architekt gern gezogen: Die Stützpfeiler
hinterm Glas, verantwortlich für die Fischmaul-Optik,
sind ein Notbehelf. Die Statik forderte ihren Tribut, auch
wenn Ben van Berkel, Caroline Bos, Tobias Walliser und ihr
Amsterdamer UN Studio die Gravitation ansonsten noch so virtuos überlisteten.

Foto: Klaus Enslin - Januar 2006
Um Spektakuläres und Sensationelles sind die Architekten
in ihrem jüngsten Werk wahrlich nicht verlegen. Wie
ihr Möbius-Haus im niederländischen Het Gooi gründet
auch das Mercedes-Benz-Museum auf dem Prinzip geometrischer
Unendlichkeit: Drei endlos in sich selbst geschlungene Schlaufen
bilden die Form eines dreiblättrigen Kleeblatts. Dieser
zweidimensionale Grundriss wurde ins Dreidimensionale projiziert,
so dass eine sich in die Höhe windende Doppelhelix entstand:
zwei in sich geschraubte Spiralen im Inneren, die Aluplanke
und Fensterband auf der Fassade nachzeichnen.
Der doppelte
Korkenzieher bahnt die doppelten Wege der Besucher durchs
Museum, zunächst aber war Beziehungsreichtum der Vater
des Gestaltungsgedankens. Der Entwurf, so Ben van Berkel,
spiele auf die Topographie Stuttgarts mit ihren Hügeln
und Tälern an, denen die Verkehrswege windungs- und
kurvenreich folgen. Solcher Herleitung aus dem kinetischen
Impuls im Statischen - kurz: aus der Mobilität - verdankt
sich die Dynamik des Gebäudes: die Paradoxie eines beschleunigten
Stillstands oder einer quasi eingefrorenen Bewegung. Womit
die Architektur in wahrscheinlich unfreiwilliger Ironie den
Verkehrsinfarkt beschwört, in sinnträchtiger Absicht
aber ein Verkehrsbauwerk zitiert. Das Museum gleicht einem
in Aluminium eingeschweißten, vielfach verschlungenen
Autobahnknoten. Schließlich wird ja nichts anderes
als das heilix Blechle zum Altar der Museumsehre erhoben
- das aber mit gebührendem ästhetischen Mehrwert:
Gestalterisches Raffinement bindet die angedeuteten Fahrbahn-Bänder
nicht an schnöden Straßenbau, sondern an die unendlichen
Illusionsräume Eschers oder die labyrinthischen Innenwelten
von Piranesis "Carceri".
Die Assimilation von Entwurf und Exponat bringt die komplexe
Konzeption auf einen recht einfachen Nenner: Ein Auto fährt
keine Ecken, sondern Kurven. Also gibt es im neuen Mercedes-Museum
keine geraden Wände und rechten Winkel, sondern Wölbungen,
Krümmungen, gleitende Formen. Die Architektur legt sich
in die Kurve, und das tut sie mit einer Balance wie ein Motorrad-Champion.
Nachahmung der Natur
Die wahre Meisterschaft des Baus ist jedoch mit Metaphern
der Mobilität allein nicht zu beschreiben. Van Berkel
und seinem Team ist es tatsächlich gelungen, Naturhaft-Topographisches
und Technisch-Bewegtes aufeinander zu beziehen. Bereits im
Atrium, dem bis unter die Decke des 47,5 Meter hohen Baus
offenen Eingangsraum, nimmt der Sichtbeton organische Form
an. Körperhaft gerundet lässt er Lebendiges ahnen
und ahmt Natürliches nach: den Leib, der Fließendes
und Festes verbindet, die Felsformation, die wie eine urzeitlich
erstarrte Welle wogt.
In die Urgeschichte des Automobils taucht das Publikum denn
auch mit den drei U-Boot-artigen Liftkabinen ab - oder besser:
auf. Die Zeitreise in die Vergangenheit führt zur obersten
der neun Geschossebenen - und zum Pferd, das alsbald von
der motorisierten Pferdestärke abgelöst wurde.
Mit der so genannten Standuhr, dem ersten für Fahrzeuge
geeigneten Benzinmotor, schlug seine Stunde als Verkehrs-
und Transportmittel, auch wenn Kaiser Wilhelm II. noch 1905
das Automobil zur "vorübergehenden Erscheinung" erklärte.
Wie er sich täuschen sollte, zeigt nicht nur die eigene
Nobelkarosse des exilierten Monarchen, ein Mercedes-Benz
770 Cabriolet F, sondern die ganze Ausstellung. Zwei Wege
folgen der Doppelhelix hinab auf den Boden gegenwärtiger
automobiler Tatsachen und ihrer weiteren Aussichten in der
abschließenden Zukunftsabteilung "Faszination Technik".
Dem Besucher gibt Museumsgestalter HG Merz die Wahl zwischen
den Pfaden durch den "Mythos Mercedes" oder die "Collection",
zwischen Inszenierung der Markengeschichte oder Dokumentation
der Produktpalette, zwischen Autostars und Starautos (von
Lady Dianas SL 500 bis zum Papamobil) oder nüchterner
Präsentation. Damit die Wahl nicht zur Qual wird, ist
auf jeder Ebene ein Wegwechsel möglich.
Wie es sich für einen Mythos gehört, wird er im
Kunstlicht-Halo hinter dem Fassaden-Alu erzählt: abgeschottet
von der Gegenwart, die durch die Fensterfront ihren glasklaren
Kontrapunkt zum Collectionsweg setzt. In der Mythos-Spirale
beleuchten Schaukästen die Kultur-, Sozial- und Weltgeschichte
- eine Art Zwischenaktmusik, während man auf den Rampen
zur nächsten Ebene eher hinabschwebt denn -geht und
die illustren Modelle von den ersten Motorkutschen bis zu
den Prunkstücken der 120-jährigen Mercedes-Story
wie im Landeanflug umkreist, bevor man vor ihnen steht.
Überdimensionale Carrera-Bahn
Die Wege treffen sich in der Rennwagen-Abteilung, wo die
berühmten Silberpfeile und andere Flitzer wie auf einer überdimensionalen
Carrera-Bahn effektvoll in die Steilwandkurve geschraubt
sind. Vor diesem Höhepunkt der Inszenierung passiert
man die noch effektvollere Selbstinszenierung der Architektur:
Sie lehrt den Beton tanzen. "Twist" nennen sich die zunächst
senkrechten Wände, die sich in leichter Windung und
nach außen gewölbtem Bogen doppelt verdrehen,
bis sie beinahe zum Fußboden werden. Sie gelten als
spektakulärste Innovation des Gebäudes, waren sie
doch in dieser Größe zuvor noch nie gebaut worden.
Aber sie streben nicht nur nach dem Ruhm des Sensationellen
und der statischen Trickserei, sondern stützen das organoide
Gestaltungskonzept.
Im Inneren der Auto-Erotik
In kurviger Eleganz bewegt sich der lebendig anmutende
Bau-Körper ins Innere der Auto-Erotik, als werde man
in die geheimsten Seelentiefen ihrer Faszination geführt.
Dass die Katharsis ausbleibt, dass keine läuternde Kehrseite
der massenautomobilen Medaille aufscheint, wird man einem
Firmenmuseum nicht verargen können. Es zieht einen hinein
ins bewegte Lebensmilieu jener Gattung, die der Menschheit
zur zweiten Natur wurde: Dem Automobil wurde ein Biotop errichtet.
Dessen Schöpfung ist so neuartig, dass sogar die Software
für den Architektur gewordenen Karossen-Cyberspace eigens
geschrieben werden musste. 35 000 Baupläne verließen
den Drucker, bis das Spiel der Gestaltung für den funktionalen
Ernst- und nicht zuletzt den Brandfall gewappnet war: Im
Passagenwerk des 16 500 Quadratmeter großen Ausstellungsbereichs
bremsen weder Türen noch Brandschutzwände die Bewegung.
Also faucht bei Feueralarm ein künstlicher Tornado den
Rauch aus Spiralparcours und Eingangshalle.
Die gesamte Haustechnik - unter anderem 100 Kilometer Heizungsrohre
und 630 Kilometer Kabelstränge - birgt der Sichtbeton
unsichtbar in seinen Innereien. Und zugleich wird seine Masse
gedreht und gewendet, als gäbe es keine Schwerkraft
mehr. Decken und frei schwebende Flächen von gigantischer
Spannung und Größe fügen sich zum statischen
Wunder, das auch schwere Brummer erträgt. Anders als
im alten Daimler-Benz-Museum können auch Nutzfahrzeuge
gezeigt werden - 40 unter den insgesamt 160 Automobil-Exponaten.
500 000 Besucher im Jahr zählte der Altbau und war damit
das meistbesuchte Firmenmuseum der Welt. Man muss kein Prophet
sein, um dem neuen, weltweit wirksamen Magnet der Region
noch ganz andere Besucherströme vorherzusagen.
Das neue Mercedes-Benz-Museum wird am kommenden
Freitag eröffnet. Am 20. und 21. Mai 2006 finden
Tage der offenen Tür für die Öffentlichkeit
statt, am 23. Mai beginnt der Normalbetrieb. |
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Stuttgarter Zeitung vom 18.9.2003
Autolegenden erhalten ein neues Zuhause
Im Frühjahr 2006
sollen das neue Mercedes-Benz-Museum
und das Verkaufscenter zum Preis von 100 Millionen Euro fertig sein
"An der Wiege der Mobilität", nur wenig entfernt von
dem Gewächshaus, in dem Gottlieb Daimler vor 120 Jahren den schnelllaufenden
Motor entwickelt hat, ist der Grundstein für die Mercedes-Benz-Welt
gelegt worden - ein Bekenntnis zu Stuttgart.
Von Jörg Nauke

Noch knirscht der Kies unter den Sohlen an der Stelle, wo bis zum Anpfiff
der Fußball-WM im Jahr 2006 "das modernste Automobilmuseum
der Welt" entstehen soll. Weniger komme für das älteste
und nach eigener Überzeugung bedeutendste Mobilitätsunternehmen
nicht in Frage. Das 100-Millionen-Euro-Projekt Mercedes-Benz-Welt umfasst
mehr als den Bau eines neunstöckigen, fast fünfzig Meter hohen,
postmodernen Gebäudes mit 17.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche,
für das gestern in Beisein von Prominenz aus Wirtschaft (Arbeitgeberpräsident
Dieter Hundt), Motorsport (Jochen Maas, Bernd Schneider, Norbert Haug,
Hans Hermann) und Politik (Ministerpräsident Erwin Teufel, Oberbürgermeister
Wolfgang Schuster) ein aus Plexiglas bestehender Grundstein gelegt wurde.
Darin wurden neben der Nachbildung des ersten schnelllaufenden Motors
von 1883 die Stuttgarter Zeitung, Euromünzen und Automodelle deponiert.
Daimler-Chrysler wertet mit den Neubauten seinen Haupteingang, das
Cannstatter Tor, deutlich auf. Davor wird ein Kreisverkehr eingerichtet;
unter der B-14-Brücke entstehen zwei Parkhäuser mit 900 Parkplätzen.
Gleich neben dem Automobilmuseum, ebenfalls auf einem vier Meter hoch
aufgeschütteten Gelände an der Mercedesstraße, entsteht
ein Verkaufszentrum mit 35.000 Quadratmetern Fläche. Dort wird
die Marke in ihrer ganzen Bandbreite präsentiert. Das ist bisher
in der Niederlassung in der Türlenstraße "mehr schlecht
als recht möglich", sagte Vorstandsmitglied Jürgen Hubbert.
Die neue Mercedes-Benz-Welt sei hingegen so etwas wie eine "kontinuierliche
IAA". In ihr findet der Neuwagenverkauf statt, 330 Ausstellungsfahrzeuge
finden Platz; vorgesehen ist auch ein Servicestützpunkt. Der Neubau
beginnt im nächsten Juni, die Fertigstellung ist zeitgleich mit
dem Museum geplant.
Derartige Präsentations- und Verkaufsräume gibt es bereits
in Berlin und München, geplant sind weitere in Paris, London sowie
in Rom oder Mailand. Dank Mercedes-Benz werde Stuttgart "von 2006
an in einem Atemzug mit diesen Metropolen genannt", sagte Jürgen
Hubbert.
Im Museum werden in verschiedenen Ausstellungsformen 180 Personenwagen,
Nutz-, Rennsport- und Rekordfahrzeuge präsentiert, die den Mythos
Mercedes begreifbar machen: ein auf zwei Zufälligkeiten gegründeter
Mythos - daran erinnerte der Vorstandsvorsitzende Jürgen Schrempp.
Zum Glück habe die Namensgeberin Mercedes Jelinek einen wohlklingenden
Vornamen getragen - "es hätte auch schlimmer kommen können",
witzelte Schrempp. Der berühmte Stern sei nicht mehr gewesen, als
ein Kringel, den der Firmengründer auf eine Postkarte gemalt habe,
um für Freunde den Standort seines Hauses zu markieren.
Schrempp möchte die neue Mercedes-Benz-Welt nicht nur als Brückenschlag
zwischen Tradition und Gegenwart verstanden wissen, sondern als Bekenntnis
zum Standort Baden-Württemberg und als "klare Botschaft von
Daimler-Chrysler an Stuttgart und die Geburtsregion", in der 115.000
Mitarbeiter, ein Drittel der gesamten Belegschaft, arbeiteten. Schrempp
sagte erneut, man werde hier in den nächsten drei Jahren sechs
Milliarden Euro investieren.
Der Vorstandsvorsitzende lobte die Politik von Ministerpräsident
Erwin Teufel, "deren langfristige Ausrichtung wir sehr schätzen".
Teufel selbst betonte, dass es - siehe Ausbau des Motorenwerks sowie
den Bau des Schulungszentrums in Vaihingen und der Daimler-Chrysler-Bank
- nicht bei Ankündigungen geblieben sei. "Sie wissen uns an
Ihrer Seite", sagte der Ministerpräsident. Er freue sich,
"dass die Tradition hier ein neues Zuhause bekommt, schließlich
ist der Mythos Mercedes ein Teil unseres Lebens".
Aktualisiert: 17.09.2003
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Grundsteinlegung am 17. September 2003 |
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Aus: >>
http://www.stuttgart-baut.de/bauprojekte.cgi?a=projekt_uebersicht&id=55
<<
Auf einem 60 000 Quadratmeter großen
Areal vor dem Haupttor des DaimlerChrysler-Werks
in Stuttgart-Untertürkheim
entsteht die neue "Mercedes-Benz Welt".
Am 17. September 2003 wird der Grundstein für das neue Mercedes-Benz
Museum gelegt und im Mai des kommenden Jahres fällt der Startschuss
für den Neubau des Mercedes-Benz Centers Stuttgart. Rechtzeitig
zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 findet die Eröffnung der
Mercedes-Benz Welt statt. Vor dem Gelände haben bereits im Mai
dieses Jahres die Arbeiten zur Neugestaltung der Mercedesstraße
begonnen und werden Mitte Oktober 2003 abgeschlossen sein.
Bereits 1999 erhielt der Bereich "DaimlerChrysler Communications"
den Auftrag für die Entwicklung einer Neukonzeption des Mercedes-Benz
Museums. Ein Jahr später fiel die Entscheidung für den geschichtsträchtigen
Standort Stuttgart-Bad Cannstatt, direkt neben dem Stammwerk, das
im kommenden Jahr seinen 100. Geburtstag feiern wird. Im Jahr 2001 startete
ein Architekturwettbewerb, der Ende Januar 2002 abgeschlossen war. Die
Teilnehmer standen vor zwei Herausforderungen: Im Ideenteil stand die
Entwicklung von städtebaulichen Lösungsansätzen für
das Gelände vor dem Werkstor im Mittelpunkt -- einschließlich
einer Neuordnung der Verkehrssituation entlang der Mercedesstraße.
Den Hauptteil des Wettbewerbs bildete der Entwurf des eigentlichen Museumsgebäudes
und der dazugehörigen Freiflächen. Das holländische Büro
"UN Studio van Berkel & Bos" ging schließlich mit
seinem Vorschlag als Gewinner hervor. Im März 2002 entschied der
Vorstand der DaimlerChrysler AG, das Projekt zu realisieren.
Das neue Mercedes-Benz Museum
Als Erfinder des Automobils hat DaimlerChrysler die Verpflichtung,
der Kommunikation der Automobilgeschichte ein adäquates Forum zu
schaffen und der einzigartigen Tradition der Marke Mercedes-Benz ein
entsprechendes Zuhause zu geben. Von den Anfängen der individuellen
Mobilisierung, über die Geschichte der Fahrzeuge bis hin zur Zukunft
des Automobils werden im neuen Mercedes-Benz Museum alle Epochen und
Meilensteine der Marke sowie der Unternehmensgeschichte reflektiert.
Das architektonisch herausragende Gebäude mit einer Gesamthöhe
von über 47 Metern, errichtet auf einem knapp sechs Meter hohen
Hügel, wird zum natürlichen Mittelpunkt der neuen "Mercedes-Benz
Welt" und repräsentiert in einzigartiger Form die Faszination
Mercedes. Am 17. September dieses Jahres findet die Grundsteinlegung
statt. Nach einer Bauzeit von rund drei Jahren wird das neue Mercedes-Benz
Museum im Frühjahr 2006 eröffnet werden.

Seinen Besuchern wird das neue Mercedes-Benz Museum ein unvergessliches
Markenerlebnis bieten, bei dem die Tradition von Mercedes-Personenwagen
und -Nutzfahrzeugen sowie die Faszination Motorsport ein zentrales Element
bilden und damit zu einer weltweit einzigartigen Kommunikations- plattform
der Marke Mercedes-Benz beitragen.
Die Einbindung von neuesten Medien, Informations- und Kommunikationssystemen
sowie die klassische, zielgruppenorientierte Besucherbetreuung ermöglichen
den Besuchern einen spannenden und kompakten Weg durch die rund 17 000
Quadrat-meter große Ausstellung. Chronologisch geordnete Inszenierungen
machen den gesamten "Mythos Mercedes" -- von den Anfängen
der Automobilgeschichte bis hin zu einem Ausblick in die Zukunft --
erlebbar. Parallel dazu werden Sammlungen gezeigt, die in einem thematischen
Zusammenhang stehen. Sie ermöglichen den Besuchern -- je nach persönlichen
Wünschen -- noch tiefer in die faszinierende Vielfalt der Marke
Mercedes-Benz einzusteigen. Neben den 100 ausgestellten Personenwagen
rundet eine große Anzahl von Schnittmodellen, Motoren und anderen
Exponaten das Angebot ab. Als weltweit einzige Marke kann Mercedes-Benz
auch seiner Nutzfahrzeug-Geschich-te mit der Ausstellung von rund 40
Exponaten eine adäquate Plattform bieten und wird so der einmaligen
Tradition des ältesten und größten Nutzfahrzeugherstellers
der Welt gerecht. Ein ganz besonderes Highlight ist die Ebene "Rennen
und Rekorde", die auf einer Ausstellungsfläche von knapp 1200
Quadratmetern Platz für 40 Renn- und Rekordfahrzeuge von Mercedes-Benz
bietet. Die gesamte Faszination "Motorsport" -- von den Anfängen
des Rennsports, über die legendären Silberpfeile bis zum jeweils
aktuellen Motorsportprogramm -- ist mit einem Blick erfassbar.
2006: Computersimulation mit neuem Museum und Mercedes-Benz Center
Das neue Mercedes-Benz Museum und das benachbarte Mercedes-Benz Center
sind durch einen Zwischenbau miteinander verbunden. Auf einer Länge
von etwa 80 Metern finden die Besucher dort ein Kindermuseum, eine Erfinderwerkstatt,
Gastronomie, Shops und Fahrzeug-Sonderpräsenta- tionen. Der gesamte
Außenbereich des Geländes eröffnet völlig neue
und äußerst flexible Nutzungs- möglichkeiten für
unterschiedlichste Open-Air-Veranstaltungen. Den Höhepunkt bildet
eine Freiluft-Arena mit rund 300 Sitzplätzen, die groß genug
für Produktpräsentationen und Veranstaltungen ist.
Das Mercedes-Benz Center
Im
Mai 2004 beginnt der Neubau des Mercedes- Benz Centers, das ebenfalls
im Frühjahr 2006 eröffnet wird. Damit wird das Konzept, die
Marke in den Metropolen in ihrer ganzen Bandbreite erlebbar zu machen,
konsequent fortgesetzt. Künftig findet dort der Neuwagenverkauf statt,
der heute noch in der Mercedes-Benz Niederlassung, in der Stuttgarter
Türlenstraße angesiedelt ist. Das Mercedes-Benz Center stellt
mit einer Gesamtfläche von knapp 35 000 Quadratmetern die Gegenwart
der Marke Mercedes-Benz dar. Das breite Angebot der Marke Mercedes-Benz
kann hier gezeigt werden, was in einem traditionellen Showroom so nicht
darstellbar ist. Damit wird dem Kunden in Zukunft die optimale Voraussetzung
geboten, sich umfassend zu informieren. Weiterhin befindet sich im Center
eine Markengalerie, in der ständig wechselnde Ausstellungen zu den
Themen Sicherheitsforschung, Designentwicklung oder Motorsport stattfinden
werden. Darüber hinaus gibt es einem Bereich für Accessoires,
einen Pkw-Servicestützpunkt und eine exklusive Pkw-Auslieferung.
Neue Verkehrsführung entlang der Mercedesstraße

Bereits
seit Anfang dieses Jahres herrscht entlang der Mercedesstraße
in Stuttgart-Bad Cannstatt reger Baubetrieb. Die vorbereitenden
Maßnahmen wurden pünktlich abgeschlossen, sodass Anfang Mai
mit den eigentlichen Arbeiten zur Verbesserung der Verkehrssituation
begonnen werden konnte. Im weiteren Umfeld des Haupttors des Werks in
Stuttgart-Bad Cannstatt entsteht eine komplett umgestaltete Verkehrsführung,
welche die derzeitigen Verkehrsflüsse neu organisiert. Der Zugang
zum Werk Untertürkheim wird durch eine vorgelagerte Besucheranmeldung
und durch einen vorgezogenen Kreisverkehr neu gestaltet und damit deutlich
aufgewertet. Der Martin-Schrenk-Weg, der zwischen der Hochstraße
und dem Werkgelände verlief, wurde vor die Hochstraße B14
verlegt. Diese wurde darüber hinaus mit zwei Parkhäusern unterbaut,
die mit mehr als 900 Plätzen genügend neue Stellfläche
für Besucher bieten. Da bereits während der Planungsphase
darauf geachtet wurde, die notwendigen Bauarbeiten für die Anwohner
und den laufenden Verkehr so störungsfrei und zügig wie möglich
zu gestalten, wird dieser erste Bauabschnitt bereits im Oktober dieses
Jahres abgeschlossen sein. |
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Stuttgarter Nachrichten vom 17.2.2004
Mercedes-Benz-Museum wächst
Komplizierte Architektur lässt Ingenieure schwitzen
-
Erster Meilenstein im März Für die Baustellentour
der Stuttgart-Marketing GmbH gibt das Gelände des neuen Mercedes-Benz-Museums
im Moment noch nicht allzu viel her. Für den Bauherrn, die Architekten
und die beteiligten Bauunternehmen aber ist das hypermoderne Gebäude
von Anfang an die größtmögliche Herausforderung.
VON ALEXIA ANGELOPOULOU
Schon der Beginn der Bauarbeiten hatte es in sich. Spezialisten für
Kampfmittelsondierung mussten das Gelände nach Blindgängern
durchforsten, weil das nebenan gelegene Mercedes-Werk Untertürkheim
im Zweiten Weltkrieg als wichtiges Ziel der Kampfflieger galt. Die Tatsache,
dass die Fläche nach dem Krieg zunächst als Mülldeponie
genutzt wurde, machte den Kampfmittelmeistern die Arbeit nicht leichter:
Etliche Male legten sie unter höchsten Vorsichtsmaßnahmen verrostete
Heizkörper und Blecheimer frei, die bei den Metallsonden Alarm ausgelöst
hatten.
Dann aber konnte es losgehen. Zunächst wurden rund 1000 Betonpfähle
in den Boden unter dem künftigen Museum gesetzt. "Ein normales
Fundament könnte den Bau nicht tragen", erklärt Hugo Daiber,
Geschäftsführer der DaimlerChrysler Immobilien GmbH. Weitere
3000 Pfähle werden später als Fundament für die angrenzende
Mercedes-Benz-Welt und das Mercedes-Benz-Center dienen. "Wie Venedig",
sagt Daiber - nur dass das Vorhaben nicht über Jahrhunderte wächst,
sondern rechtzeitig zur WM 2006 fertig sein soll.
Die Pfähle sind dabei das geringste Problem. Nun da sie gesetzt
sind, dreht sich alles um den so genannten Twist, der wohl bald in den
Stuttgarter Sprachgebrauch übergehen wird. Der Twist, englisch für
Spirale oder auch Verdrehung, ist die Grundform für jene Betonelemente,
aus denen sich später die imposante Architektur des Mercedes-Benz-Museums
zusammenfügen wird: Das Gebäude ist einer Doppelhelix nachgebildet,
und die hat bekanntlich keine Ecken und Kanten, sondern besteht aus zwei
elegant umeinander schlängelnden Spiralen.
Statt also einfach Ziegel im Kreis zu stapeln, konstruieren die Bauarbeiter
derzeit eine riesige Schale. Wie eine Kuchenform ist sie der negative
Abdruck eines Twists und wird später mit Beton ausgefüllt. Allerdings
handelt es sich bei der ersten Schale um einen Testlauf. Während
ein vollständiger Twist später aussieht wie eine 90 Meter lange,
geschwungene Brücke, wird in der ersten Schalung lediglich ein acht
Meter langes Teilstück gefertigt. Anhand dieses Musters können
die Ingenieure erkennen, welche Schwierigkeiten die Konstruktion birgt
und wie sie sich verhält. Zwar wurden alle Berechnungen bereits mit
speziellen 3-D-Programmen durchgeführt, doch die Umsetzung ist eine
andere Sache. "Es ist ein teurer Testlauf, aber absolut nötig",
sagt Hugo Daiber - das Teilstück findet später keine Verwendung,
sondern wird nach den Tests entsorgt.
Auf den ersten Twist-Teil, der im März fertig gestellt werden soll,
warten alle Beteiligten mit Spannung. Und wenn das geschwungene Gebäude
dann endlich in die Höhe wächst, lassen bestimmt auch die Busse
voller Baustellentouristen nicht lange auf sich warten.
17.02.2004 |
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Aus sueddeutsche.de 07.02.2004
Neues Mercedes-Benz-Museum in Stuttgart
Die Zeit, in der sie lebten
Auf 17 000 Quadratmetern spiralförmig angelegter Ausstellungsfläche
werden von 2006 an nicht nur die Wunderjahre des Automobils nacherzählt
Die jüngste Spur führt in die Türkei. Dort soll er irgendwann
gestrandet sein, der Mannschaftsbus, mit dem die deutsche Fußballelf
von 1974 der Weltmeisterschaft entgegenfuhr. Natürlich trägt
er nicht mehr die zweifarbige WM-Lackierung mit den Weltmeisterschafts-Maskottchen
Tipp und Tapp an den Flanken, die Vollrestaurierung steht also noch
ins Haus, aber wenn alles klappt, dann parkt er zum Beginn der Fußball-WM
2006 in direkter Nachbarschaft zum Stuttgarter Gottlieb-Daimler-Stadion.
Nur wenige Schritte entfernt, in der Mercedesstraße 100, direkt
gegenüber dem Haupttor des Daimler-Chrysler-Werks Untertürkheim:
Dort wird pünktlich zum Anpfiff das neue Mercedes-Benz-Museum entstanden
sein.
Vor 80 Jahren schon richteten die Stuttgarter ihre erste öffentliche
Ruhmeshalle ein, das letzte Museums-Update stammt von 1986. In zwei
Jahren will man nun das nächste Kapitel aufschlagen: Auf 17 000
Quadratmetern Ausstellungsfläche soll die Firmen-Historie bis in
die Neuzeit zu sehen sein. Im Baustellen-Stadium befindet sich nicht
nur das Museum selbst, auch an der Exponatenliste feilt das Team um
Projektleiter Max-Gerrit von Pein noch. Ein schwarzes, original erhaltenes
Mercedes-Taxi aus den 50ern soll beispielsweise zu den 180 Ausstellungsstücken
gehören. „Es fehlt uns noch“, sagt von Pein. Andere Fahrzeuge stehen
bereits im Fundus, ein 500 SL aus dem Jahr 1989 etwa, wenig gelaufen
und aus erster Hand. Lady Di hat ihn persönlich chauffiert. Wahrscheinlich
wird er im selben Stockwerk ausgestellt wie der einstmals päpstliche
Mercedes-Benz 600 mit dem Kennzeichen SCV-1. Auch Nutzfahrzeuge ziehen
in die Stern-Walhalla ein, zudem schreiben die Museumsplaner ihre Geschichte
bis in die Gegenwart fort: Das Sortiment des derzeitigen Firmenmuseums,
fast unverändert seit dem 100. Automobil-Geburtstag im Jahr 1986,
tröpfelt auf dem Stand der Mittfünfziger aus.
Neben
den Heckflossen-Typen der frühen 60er wird mit dem sachlichen /8
auch der erste Mercedes-Millionenseller in die neue Ausstellung einziehen.
Und weil sich Automobil- Euphoriker am liebsten an die Modelle der eigenen
Jugend erinnern, darf sich die Playstation-Generation in den schrägen
Lacktönen der späten 70er Jahre spiegeln: Auch ein W 123,
wie er vor 15 Jahren noch in jedem Besserverdiener-Wohngebiet parkte,
ist mittlerweile ein Markstein der Mercedes-Geschichte.
Zum ersten Mal will Mercedes-Benz nicht nur die eigenen Automobile
zeigen, sondern auch typische Accessoires jener Zeit, in der sie lebten:
Die Firmengeschichte wird sich in so genannten Mythos-Räumen entfalten,
mit der authentischen Inszenierung von Schlüsselszenen der jeweiligen
Epoche. Der Begriff „Wunderjahre“ zählt zu den Arbeitstiteln –
dazu passt das Wunder von Bern ebenso wie Ludwig Erhard mit seinem Credo
„Wohlstand für alle“, und ein Flügeltürer harmoniert
mit dem Ponton-Mercedes, jenem Erfolgsmodell der 50er, mit dem der Luxus-Hersteller
zum Massenproduzenten avancierte.
Sensibel geführtes Kunstlicht soll auf den sieben Mythos-Ebenen
dafür sorgen, dass jeder Schimmer der Gegenwart draußen bleibt
und „wir allen Sinnen entsprechen können“, wie Max-Gerrit von Pein
sagt. Auf ausgedehnten Studienreisen haben die Museums-Planer bereits
vom Gefühl des Atmosphärischen gekostet: Ein Besuch im Rock-Museum
von Seattle (von Pein: „Das Beste, was es in diesem Bereich gibt“) gehörte
ebenso dazu wie eine Visite von Disney World in Florida. Vor allem aber
haben sich die Mercedes-Planer mit Hans-Günter Merz, der seinen
Vornamen aus Prinzip mit den Buchstaben HG angibt, einen Großmeister
der Ausstellungskonzeption gesichert. Merz plante schon das Innenleben
des heutigen Museums, aber auch das Jüdische Museum im KZ Sachsenhausen
und das Friedrichshafener Zeppelin-Museum. Emotion und Reduktion schließen
sich in seiner Arbeit ebenso wenig aus wie die Lust am herzhaften Statement:
„Geschmacksverstärker soll man nur dann anwenden, wenn die Zutaten
kaum Eigengeschmack haben.“ Punkt. Das, was er gerne als „visuelle Gerümpeltotale“
geißelt, wird sich in Untertürkheim also nicht auftun.
Stattdessen plant er fünf zusätzliche, sachlich gegliederte
Ausstellungszonen, die sich der Chronologie entziehen und die Phantasie
der Betrachter auf eigene Weise beschleunigen sollen: Die Sammlung von
40 Epoche machenden Renn- und Rekordfahrzeugen wird hier ebenso zu sehen
sein wie Fahrzeuge aus prominentem Vorbesitz – der Diana-SL, auch Konrad
Adenauers 300er – oder die „Galerie der schnellen Hilfe“, zu deren Einfahrtsberechtigung
die blaue oder gelbe Rundumleuchte auf dem Dach zählt. Und unter
dem Titel „Mercedes-Benz in aller Welt“ will der Hersteller dem Konzept
des musealen Topzustands entsagen und stattdessen den rauen Charme der
Patina konservieren: „Einem original erhaltenen Nutzfahrzeug, das 40
Jahre orientalischen Straßen-Alltag hinter sich hat, wollen wir
seine Gebrauchsspuren nicht nehmen“, sagt von Pein.
Es werden also Skulpturen der besonderen Art sein, denen der holländische
Architekt Ben van Berkel eine bauliche Heimat geben will. Der Mann aus
Rotterdam und sein Team sind vor allem durch ihre Kunstmuseen berühmt
geworden, deren Architektur sie fast ausschließlich am Computer
entwerfen. Daher kommt der Name ihres Büros, UN-Studio für
United Networks, und auch ihre Passion für präzise, organisierte
Bewegungsabläufe: Als van Berkel etwa das Wohnhaus eines Künstlerehepaars
im holländischen Naarden plante, organisierte er die Wohn- und
Arbeitsräume anhand von Bewegungsdiagrammen der künftigen
Bewohner. Die Endlosschleife nach Vorbild des mathematischen Möbius-Bandes
war das Ergebnis.
Seine Stuttgarter Pläne sehen ähnlich aus und erinnern in
ihrem Layout an die Spiralidee des Guggenheim-Museums. Die Museumsbesucher
inmitten stillstehender Exponate für den Charme der Bewegung zu
sensibilsieren, das gehört zu den hintersinnigen Gedanken des Meisters,
der das Credo „Less is more“ verachtet. „More is more“, antwortet er
dann gerne. Von Frühjahr 2006 an wird es zu entdecken sein.
Christian Steiger
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Stuttgarte Zeitung vom 14.4.2004
Spannende Großbaustellen als Publikumsmagneten
Stuttgart Marketing erweitert das Angebot an Rundfahrten -
Mercedes-Museum und Daimler-Stadion als neue Ziele
Die Stuttgarter sind schaulustiger als
erwartet: Mehrere tausend Interessenten haben sich in den vergangenen
Monaten durch die Baustellen des
Kunstmuseums, der Schwaben-Galerie
und des Stadtbahntunnels führen lassen. Jetzt wird das Angebot erweitert.
Von Hildegund Oßwald
Touristikchef Klaus Lindemann ist für seinen
unerschütterlichen Optimismus bekannt,
beim Thema „Baustellen-Marketing" aber
legt er jetzt noch mal eins drauf. „Die Leute
sind richtig begeistert, das Programm wird
ganz stark angenommen", gerät er ob der
Bilanz der sechsmonatigen Probephase seines jüngsten Projekts ins Schwärmen. Mehrere tausend Interessierte haben sich bisher
an den Rundfahrten und Einzelbesichtigungen beteiligt - so viele, dass die Stuttgart
Marketing jetzt das Tourenprogramm um
weitere interessante Routen erweitert.
Bisher war die Baustelle der Städtischen
Galerie am Kleinen Schlossplatz, des neuen
Kunstmuseums, der größte Publikumshit. Da
demnächst der Innenausbau beginnt, findet
die letzte Baustellenführung am 1. Mai statt.
Von Juni an werden jedoch zwei neue Baustellenführungen angeboten, die beide das
Zeug zu Publikumsmagneten haben: das Gottlieb-Daimler-Stadion, dessen Tribünen für
die Fußball-WM 2006 modernisiert werden,
und das neue Mercedes-Museum in Bad Cannstatt, das ebenfalls bis zur WM fertig
gestellt sein wird. „Das wird das Vorzeigeobjekt der Stadt überhaupt werden", sagt Klaus
Lindemann. Er rechnet damit, dass sich die
Zahl der
Museumsbesucher von bisher einer
halben Million im Jahr mindestens verdoppeln wird.

Der Rohbau des neuen Mercedes-Museums in Bad Cannstatt kann von Ende Juni an besichtigt werden.
Foto Rudel/Hass
Mit diesem und anderen Pfunden will der
Touristikchef bereits in der Bauphase wuchern. Nachdem in der Pilotphase der Baustellenvermarktung sich vor allem Leute aus der
Region zu den Führungen angemeldet haben,
will die Stuttgart Marketing jetzt international Fachpublikum wie Ingenieure und Architekten sowie neugierige Laien dafür gewinnen. Und andere Städte schielen bereits nach
Stuttgart, um ein eigenes Baustellenprogramm auf die Beine zu stellen. Beim nächsten Städteforum des Deutschen Tourismusverbandes, das demnächst in Stuttgart stattfindet, steht das Thema Baustellen-Marketing auf der Tagesordnung - der Referent
heißt Klaus Lindemann.
Weitere Besichtigungen werden auf der
Baustelle des B-10-Tunnels am Pragsattel
angeboten, hinzu kommen in der zweiten
Jahreshälfte das Haus des Sports unweit des
Daimler-Stadions und die Königsbau-Passagen am Schlossplatz. Für alle, die sich weniger für eine Baustelle im Detail, sondern für
die großen Baustellen in der Stadt insgesamt interessieren, wurden die bisherigen Baustellenrundfahrten neu konzipiert. Sie konzentrieren sich jetzt auf eine Nordroute und eine
Südroute, die jeden Samstag im Wechsel
angefahren werden.
Außerdem gibt es jetzt regelmäßig gebündelte Informationen über den aktuellen
Stand der großen Baustellen der Stadt in der
dicken Broschüre „Stuttgart baut". „Wir hatten immer wieder Nachfragen nach gedrucktem Informationsmaterial über den Internetauftritt hinaus, jetzt bieten wir alle zwei, drei
Monate eine neue Ausgabe an", sagt Lindemann. Finanziert werde die im Rathaus und
im i-Punkt kostenlos verteilte Broschüre über Werbeeinnahmen.
Das Tourenprogramm
Immer wieder samstags lädt die Stuttgart
Marketing zur Baustellenführung. Einzelbesichtigungen finden von 14 bis 16 Uhr statt
und kosten sechs Euro (ermäßigt drei
Euro); Baustellenrundfahrten dauern eine
Stunde länger und kosten 17 Euro (ermäßigt 13,50 Euro oder 8,50 Euro für Kinder
bis zwölf Jahre). Info und Reservierung
unter Telefon 22 28-0, Fax 22 28-253.
Baustellenrundfahrten: jeden Samstag.
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Im Internet sind Fotos der imposanten Baustelle zu finden:
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Straße in Bad Cannstatt nach Mercedes Jellinek benannt
Der Erste Bürgermeister der Landeshauptstadt, Michael Föll, hat am Donnerstag, 15. April, in Bad Cannstatt die Ringstraße um das Gelände der "Mercedes-Benz-Welt" gemeinsam mit Professor Jürgen Hubbert, Mitglied des Vorstands der DaimlerChrysler AG, eingeweiht, die jetzt Mercedes-Jellinek-Straße heißt.
Nach ihrem Vornamen wurde vor rund 100 Jahren das erste moderne Auto benannt.
Der Verwaltungsausschuss hat der Straßen- benennung bereits im Oktober vergangenen Jahres zugestimmt. Die Ringstraße führt um das Gelände der "Mercedes-Benz-Welt", auf dem künftig das neue Mercedes-Benz-Museum und das neue Mercedes-Benz-Center stehen werden. Die Mercedes-Jellinek-Straße führt über öffentliches und privates Gebiet, letzteres ist öffentlich befahrbar.
Mercédès Jellinek wurde 1889 als Tochter des Geschäftsmann Emil Jellinek in Wien geboren und starb dort im Alter von 39 Jahren. Emil Jellinek vertrieb Daimler-Automobile und meldete sie, um den Verkauf anzukurbeln, auch bei Autorennen an. Dabei trat er unter dem Pseudonym "Monsieur Mercédès", inspiriert durch den Rufnamen seiner Tochter, in Erscheinung. Dadurch war der Vorname seiner Tochter bald bekannt.
Im April 1900 wurde "Mercedes" dann zur Produktbezeichnung für eine neue Motorform, die den Namen Daimler-Mercedes führte. Im Juni 1902 wurde "Mercedes" dann als Warenzeichen angemeldet und drei Monate später auch gesetzlich geschützt.
Mercédès Jellinek, deren Name eine der bekanntesten Automarken geprägt hat, hatte selbst nie ein Auto besessen.
15. April 2004
© Landeshauptstadt Stuttgart |
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Mercedes-Benz Welt eröffnet zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006
Auf dem 60.000 Quadratmeter großen Areal vor dem Werk in Stuttgart-Bad Cannstatt entsteht bis 2006 die Mercedes-Benz Welt. Am 17. September 2003 wurde der Grundstein für das Neue Mercedes-Benz Museum gelegt und im Sommer dieses Jahres fällt der Startschuss für den Neubau des Mercedes-Benz Centers Stuttgart. Rechtzeitig zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 wird dann die Eröffnung der Mercedes-Benz Welt stattfinden.
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