Im Stuttgarter Hafen tut sich was - Neue Schiffsgeneration mit 135 Meter Länge soll bald fahren können - Stuttgarter Hafen nimmt in Baden-Württemberg Rang 5 ein
Der Abwärtstrend des Güterumschlages im Stuttgarter Hafen der letzten Jahre scheint gebremst. In den ersten beiden Monaten des Jahres 2005 wurden knapp 6000 Tonnen mehr Güter umgeschlagen als im vergleichbaren Zeitraum des Vorjahres. Trotz der Lkw-Maut verstopfen aber noch immer zu viele Laster die Autobahnen rund um Stuttgart, obwohl die Transportkapazitäten auf dem Neckar noch lange nicht ausgeschöpft sind.

NECKARHAFEN - Über 80 namhafte Unternehmen, Verbände, Organisationen und Gebietskörperschaften des Landes unterstützen in einer Resolution die Initiative des Forums Binnenschifffahrt zum Ausbau der Bundeswasserstraße Neckar als wichtigen Teil der Verkehrsinfrastruktur des Landes.
Ein Binnenschiff auf dem Neckar, das beispielsweise 2000 Tonnen Kies befördert, ersetzt 100 Laster mit je 20 Tonnen Ladung. Für die von der Binnenschifffahrt im Stuttgarter Hafen im Jahr 2004 beförderte Gütermenge von 1,1 Millionen Tonnen wären damit rund 58 000 Lastwagen nötig.
Innerhalb Baden-Württemberg nimmt der Stuttgarter Hafen Rang 5 unter den Binnenhäfen ein, hinter Mannheim, Karlsruhe, Heilbronn und Kehl. Der Anteil Stuttgarts am gesamten Schiffsgüterumschlag in Baden-Württemberg betrug 3,5 Prozent im Jahr 2004.
Das baden-württembergische Umwelt- und Verkehrsministerium hat jetzt umfangreiche Modernisierungsmaßnahmen für den Neckar in der Fortschreibung des Verkehrswegeplanes angemeldet, nicht nur, um die teilweise bis zu 80 Jahre alten Schleusenkammern zu sanieren, sondern auch so zu verlängern, dass künftig die neue Schiffsgeneration mti 135 Meter Länge auf dem Neckar verkehren kann. Mit der Verlängerung könnten auch ökologische Versäumnisse, die beim Ausbau des Neckars gemacht wurden, korrigiert werden.
Der Stuttgarter Hafen war ursprünglich als Hafen für Massengüter (Kohle, Kies, Sand, Mineralölprodukte, Getreide, Futtermittel) konzipiert. Das umschlagsstärkste Jahr war 1969 mit 6,546 Millionen Tonnen. Diese Menge hat sich zwischenzeitlich mehr als halbiert.
Dem Rückgang der Umschlagsmengen wurde jedoch nicht tatenlos zugesehen. Vielmehr wurde der Hafen kontinuierlich den Veränderungen im wirtschafts- und verkehrspolitischen Bereich angepasst und zum modernen Handels- und Industriehafen mit einem breit gefächerten Dienstleistungsangebot umstrukturiert.
Ursprünglich unbebaute Grundstücke wurden mit Logistikzentren bebaut, so dass ein Güterverkehrszentrum mit umfangreichen Hochbauten entstanden ist.
Zum Umschlag und der Lagerung von Gütern kamen eine Wertschöpfung durch Bearbeitungs-, Veredelungs- und Produktionsfunktionen sowie umfangreiche logistische Dienstleistungen. Zudem wurde der Stückguttransport in Containern auf dem Wasser und dem Schienenweg forciert. Heute haben mehr als 2500 Personen ihren Arbeitsplatz im Stuttgarter Hafen.
Die Fahrwassertiefe auf der 201 Kilometer langen Bundeswasserstraße Neckar zwischen Mannheim und Plochingen beträgt mindestens 2,80 Meter, so dass der Hafen Stuttgart von Motorschiffen mit einem Tiefgang von 2,60 Meter und einer Tragfähigkeit von 2200 Tonnen angelaufen werden kann. Damit die neue Generation der Rheinschiffe mit einer Länge von 135 Metern den Neckar befahren könnten, wäre es notwendig, die insgesamt 27 Schleusen, deren Länge nur 100 Meter beträgt, zu verlängern. Eine Einschränkung besteht auch für den Containertransport. Während auf dem Rhein die Container in vier Lagen auf den Schiffen gestapelt werden können, kann auf dem Neckar wegen der zu geringen Brückenhöhen nur mit zwei Lagen gefahren werden.
Der 100 Hektar große Hafen Stuttgart ist zentraler Güterumschlagplatz und Verkehrsknotenpunkt der Region Stuttgart, der durch seine trimodale Ausrichtung die Verkehrsträger Binnenschifffahrt, Eisenbahn und LKW in idealer Weise verknüpft. Auf einer für Umschlagzwecke ausgebauten Uferlänge von 5,6 Kilometern und einem 38 Kilometer langen Schienennetz wurden fast 2,7 Millionen Tonnen Güter ein- oder ausgeladen. Um diese Menge an Fracht zu transportieren, wurden 1169 Schiffe und 26 307 Eisenbahnwagen benötigt. Die seit Jahren zu beobachtende Talfahrt der Baubranche macht sich auch beim Umschlag der Baustoffe sehr deutlich bemerkbar.
In dieser immer noch stärksten Gütergruppe, hierzu zählen insbesondere Kies, Sand und Bims sowie andere Waren aus Natursteinen, Gips, Zement oder ähnliche Stoffe, wurden fast 10 000 Tonnen weniger umgeschlagen als noch ein Jahr zuvor.
angü/Quelle: Statistisches Amt Stuttgart