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Stuttgarts Stadtoberhäupter im Wandel der Zeit

Manfred Rommel: Der Sohn des Generalfeldmarschalls Erwin Rommel, Jahrgang 1928, wurde im Spätherbst 1974 zu Kletts Nachfolger gewählt. Rommel hatte den Ministerpräsidenten Kiesinger und Filbinger als Mitarbeiter gedient und hatte zuletzt als Staatssekretär im Finanzministerium des Landes gearbeitet. Rommel amtierte bis 1996.

Stuttgarts Oberbürgermeister (10): Manfred Rommel

Dr. h. c. Senator e. h. Manfred Rommel (* 24. Dezember 1928 in Stuttgart) war von 1974 bis 1996 Oberbürgermeister von Stuttgart.


Stuttgarter Zeitung, 23.12.1993

Manfred Rommel zum Fünfundsechzigsten

Ein liberaler Konservativer, den die Roten schätzen
In den letzten Jahren sind die kritischen Stimmen zur Amtsführung des Oberbürgermeisters lauter geworden Von Thomas Borgmann

Was hätte aus diesem Mann nicht alles werden können: Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Finanz- oder Verteidigungsminister in Bonn, Regierender Bürgermeister von Berlin, ja sogar Bundespräsident.

Für diese und manch andere Ämter war er im Gespräch. Doch er blieb bis heute, was er seit dem 1. Januar 1975 ist: Oberbürgermeister von Stuttgart. Hier ist er der ideale Nachfolger des legendären Nachkriegsoberbürgermeisters Arnulf Klett, ein Glücksfall für eine Stadt, die in den zurückliegenden 50 Jahren nur zwei Stadtoberhäupter erlebt hat. "Dr Rommel wird s scho macha", heißt es in der Bürgerschaft. Und das trotz immenser Probleme und wachsender Kritik, besonders in den vergangenen Jahren.

Der bibelfeste, launige Redner mit dem typisch schwäbischen Humor ist ein werbewirksamer Stuttgarter Exportartikel - neben Ballett, Mercedes und Porsche. Fast scheint es so, als sei sein Ansehen mit den Jahren außerhalb der Stadtgrenze stärker gewachsen als innerhalb. Wenn Manfred Rommel morgen, am Heiligen Abend, sein 65. Lebensjahr vollendet, fällt die Bilanz seiner 19 Amtsjahre eher durchwachsen aus.

Immer lauter werden die Stimmen, die sagen, dieser bekannteste deutsche Kommunalpolitiker habe für seine Stadt, aber auch für viele andere glänzende Arbeit geleistet, dabei seine Gesundheit zu Markte getragen - doch den rechten Zeitpunkt verpasst, um aufzuhören. Jetzt, da die Stadtfinanzen in der tiefsten Krise stecken, drohe ihm, unverdientermaßen, ein schlechter Abgang.

Manfred Rommel, am 24. Dezember 1928 in Stuttgart geboren, wuchs an verschiedenen Orten auf: in Wiener Neustadt, in Potsdam, in Herrlingen bei Ulm. Der Vater, Generalfeldmarschall Erwin Rommel, legendärer Kommandeur des Afrika-Korps, im Volk der angesehenste Soldat des Dritten Reiches, bleibt für den Sohn bis heute die beherrschende Gestalt seines Lebens. Als 15-jähriger musste er mit ansehen, wie die Nazis am 14. Oktober 1944 den Vater in Herrlingen aufsuchten und ihn wegen seiner Nähe zu den Männern des 20. Juli zum Selbstmord zwangen. Aus diesem traumatischen Ereignis leitete der Sohn später sein politisches Engagement, sein Bekenntis zur Demokratie ab; zugleich hat ihn die Rolle seines Vaters im Dritten Reich, dessen erzwungener Tod, bis heute nicht losgelassen.

Neue Frisur und neue Brille

Im OB-Wahlkampf 1974 trug der damals 45-Jährige das heiter-respektvoll gemeinte Etikett "dem Wüstenfuchs sei Kloiner" mit linkischem Charme - inzwischen ist das nur noch Episode. Geblieben ist Rommels intensive Beschäftigung mit der Geschichte des Dritten Reiches, die seinen Lebensweg geprägt hat. Immer wieder trifft er sich mit alten Kämpfern, die unter dem Vater gedient haben. Tief bewegt erlebte er als Ehrengast in der Kathedrale von Coventry die Gedenkfeier zum Jahrestag der Zerstörung mit. Im Ausland spielen sein Name und seine Herkunft eine weit größere Rolle als zu Hause.

Nach dem Abitur 1947 in Biberach folgte das Studium der Rechts- und Staatswissenschaften in Tübingen. 1953 trat Rommel der CDU bei. 1956 begann seine Laufbahn durch die Ministerien. Anfang der sechziger Jahre war er persönlicher Referent von Hans Karl Filbinger, später leitete er dessen Grundsatzreferat.

Manfred Rommel gilt als "Erfinder" der mittelfristigen Finanzplanung. Er sorgte aber auch mit dafür, dass Stuttgart bei der großen Verwaltungs- und Gebietsreform der siebziger Jahre leer ausging - ein Fehler, dessen Auswirkungen er bis heute schmerzlich zu spüren bekommt.

Zwei Episoden aus den sechziger Jahren: 1966 drängten die Christdemokraten den jungen Mann mit dem großen Namen zum erstenmal, in Stuttgart für den Posten des Oberbürgermeisters zu kandidieren. Doch gegen den populären Amtsinhaber Arnulf Klett mochte er nicht antreten. Als Ministerpräsident Kurt Georg Kiesinger zum Kanzler der Großen Koalition gewählt wurde, ging der junge Rommel mit nach Bonn, folgte jedoch wenig später nur allzugern dem Ruf Filbingers zurück in die Villa Reitzenstein.

Bonn, das lag ihm nicht. Und das gilt, nebenbei bemerkt, bis heute. 1968 war er für kurze Zeit als Finanzminister des Landes im Gespräch; im Mai 1972 wurde er Staatssekretär im Finanzministerium unter Robert Gleichauf. Bis dahin hatte er eine berufliche und politische Laufbahn unter Ausschluss der Öffentlichkeit gemacht.

Nach Kletts Tod im August 1974 vermochte sich Rommel dem Ruf Filbingers und "seiner" Christdemokraten nicht mehr zu entziehen. Mit neuer Frisur und neuer Brille, beides hatte ihm der langjährige CDU-Kreisgeschäftsführer Gerhard Heinze verpasst, zog er in den Wahlkampf - rührend unerfahren in der Mediendemokratie und so herrlich altmodisch.
Sein doppeltes Sprachhemmnis, ein Lispeln und gelegentliches Stottern, das er ohne jede Scheu als "persönliche Note" und "Erfolgsgeheimnis" kultiviert, brachte, neben dem Namen, zusätzliche Pluspunkte. In der Bevölkerung kam es bestens an, als bekannt wurde, dass seine von ihm adoptierte Nichte beim Blick auf eine Wand voller Wahlplakate ausgerufen hatte: "Onkel Manfred, du bisch der Wüschtest "

Am 1. Dezember 1974, im zweiten Wahlgang, erhielt er sehr gute 58,9 Prozent der Stimmen - sein SPD-Kontrahent Peter Conradi, den die Sozialdemokraten ihrem angesehenen Ersten Bürgermeister Jürgen Hahn, Kletts Stellvertreter, vorgezogen hatten, musste eine herbe Niederlage einstecken. Manfred Rommel hatte als einziger CDU-Mann ein Großstadtrathaus erobert.

Im November 1982 verteidigte er dieses Amt mit 69,8 Prozent gegen den ehrgeizigen SPD-Aufsteiger Ulrich Maurer. Im Herbst 1990 wurde er mit 71,7 Prozent zum zweiten Mal wiedergewählt - die Sozialdemokraten hatten erst gar keinen Gegenkandidaten aufgestellt: "Send froh, wenn ihr net g wählt werdet " hatte der Amtsinhaber im Wahlkampf den Konkurrenten und Daürbewerbern im Volksfestzelt schelmisch zugerufen.

Als die offizielle Kandidatenvorstellung im Mozartsaal der Liederhalle durch linke Störer gegen rechte Bewerber gesprengt wurde, erlebte man einen bitterbösen Oberbürgermeister, der die Regeln der Demokratie mit Füßen getreten sah. Auch jetzt wieder, mitten in der schwersten Finanzkrise seiner Stadt seit 1945, warnt er mit zunehmendem Ernst vor der Gefahr, dass die von den Parteien und den Politikern enttäuschten Wähler immer weiter nach rechts abgleiten könnten.

19 Amtsjahre währt die Ära Rommel nun schon. Rasch wurde aus dem "Sohn des Wüstenfuchses" der "letzte liberale Deutsche". Im dramatischen Herbst 1977 bestimmte der Oberbürgermeister kraft Amtes und gegen massive Proteste, dass die RAF- Terroristen Baader, Ensslin und Raspe nach ihrem Selbstmord in Stammheim ihre letzte Ruhestätte auf dem Dornhaldenfriedhof erhielten. Dem hochbegabten Schauspieldirektor Claus Peymann stärkte er den Rücken, konnte jedoch nicht verhindern, dass Filbinger ihn wegen eines Spendenaufrufes für Gudrun Ensslin aus Stuttgart vertrieb. Als der Ministerpräsident 1978 wegen seiner Vergangenheit als Marinerichter im Dritten Reich selbst gehen mußte, unterlag Rommel im Kampf um die Nachfolge vor der CDU-Landtagsfraktion mit 27 zu 42 Stimmen gegen Lothar Späth. Und als Späth über die Kreuzfahrt-Affäre stürzte, mußte der Oberbürgermeister Erwin Teufel den Vortritt lassen - wohl oder übel.

Der Kanzler grüßt nicht mehr

Vielleicht hängt es mit diesen politischen Niederlagen zusammen, wahrscheinlich aber mit Rommels Grundhaltung eines liberalen Konservativen, etwa in der Ausländerpolitik, dass er innerhalb der CDU nicht mehrheitsfähig ist. Ob als Präsident des Deutschen Städtetages, ob als Präsident aller kommunalen Arbeitgeber - er nahm und nimmt kein Blatt vor den Mund: Rommel geißelte die Bonner Steuerreform als untauglich und ungerecht, forderte wiederholt ein schlüssiges Konzept zur Finanzierung der deutschen Einheit und zur Sicherung der Staatsfinanzen.
Die Tatsache, dass Helmut Kohl den populären Stuttgarter demonstrativ ignorierte, ihn zeitweise persönlich nicht mehr grüßte, trug der Schwabe, knitz lächelnd, als Auszeichnung. Er selbst hätte wohl allzugern das eine oder andere, womöglich höhere und zugleich leichtere Amt angenommen, aber die Partei und ihre Exponenten drängten ihn ein ums andere Mal, dort zu bleiben, wo er hergekommen war. In Sachen Karriere war er manchem ein unliebsamer Konkurrent. Er selbst beschied Fragen nach möglichen Abwanderungsgelüsten stets mit der hochheiligen Versicherung, er fühle sich im Stuttgarter Rathaus am wohlsten. Das jedoch entsprach keineswegs immer der Wahrheit.

Lange Zeit regierte "dr Rommel" mit relativ leichter Hand. Manch schwierige, auf der Kippe stehende Entscheidung setzte er tatsächlich mit Hilfe der Sozialdemokraten durch. Im "roten Lager" geniesst er großes Ansehen. Doch seit der Kommunalwahl des Herbstes 1989 ist das Regieren im Rathaus schwieriger geworden. Der Einzug von sechs "Republikanern" hat die Mehrheitsverhältnisse kompliziert gemacht. Hinzu kommen der Einbruch der Stadtfinanzen, der Rückgang der Gewerbesteür, die Krise in der Automobilindustrie, das Anwachsen der Arbeitslosigkeit, die anhaltende Rezession - die Lage der Landeshauptstadt ist nicht gut. Das gesundheitlich angeschlagene Stadtoberhaupt besitzt kaum noch die Kraft, sein "Schiff" auf festem Kurs zu halten. Das Drängen der Jüngeren, er solle einen Stab persönlicher Berater um sich sammeln, lehnt er strikt ab. Viel lieber wollte er seine Amtszeit bis Ende 1996 mit alterfahrenen Leuten über die Runden bringen, doch die Widerstände waren zu stark - eine bittere persönliche Niederlage.

Keine Scheu vor Kalauern

Manfred Rommel 1985Die gegenwärtige Krise lenkt die Blicke stärker auf die Versäumnisse und Grenzen des Oberbürgermeisters. Den Mut, Stuttgart durch Eingemeindung zu stärken oder das Thema zumindest öffentlich anzusprechen, selbst wenn dadurch Sturm aufkommt - diesen Mut hat Manfred Rommel nur einmal, zu Beginn seiner Amtszeit gehabt, dann aber nie wieder. Auch die Hoffnung der Umlandbürgermeister, ihr berühmter Amtskollege werde die längst fällige regionale Neuordnung mit Vehemenz und Bravour durchfechten, gegenüber dem "Land-lastigen" Landtag die Fahne der Region vorantragen - auch diese Hoffnung trog.

Seine schon sprichwörtliche Abneigung gegen die Denkmalschützer hat der Stadt geschadet. Und es ist ein offenes Geheimnis, dass die hiesige Stadtverwaltung unter Manfred Rommel ein träger Koloss geworden ist. Der bitter nötige Strukturwandel muss nun in der Krise vollzogen werden, notgedrungen.

Die Öffentlichkeit allerdings sieht diesen von seinem Amte mehr und mehr gezeichneten Mann anders. Noch heute, am Beginn seines zwanzigsten Amtsjahres, erwarten seine Zuhörer mit leuchtenden Augen diesen trefflichen Redner, der im kleinen Kreis so herrlich und ohne Ende die schönsten Witze zu erzählen vermag. Gerade in Zeiten, in denen es wenig zu lachen gibt, hoffen die Menschen auf "unseren Rommel": Das ist einer, der über sich selbst lachen kann, einer, der Mut macht, der die Dinge des Lebens nicht so tierisch ernst nimmt, einer, dessen reichlicher Zitatenschatz dazu geeignet ist, den grauen Alltag aufzuhellen - und sei es nur für ein paar Augenblicke. Diesem Mann verzeiht man in seinen Volksfestreden selbst die ältesten Kalauer. Volkes Stimme auf dem Cannstatter Wasen ist nach wie vor überzeugt davon: "Unser Rommel wird s scho richta Einen besseren finden wir nicht. Wenn s der nicht schafft, wer sonst?"

Er wolle nicht kneifen in schwieriger Zeit, hat Manfred Rommel auf die Frage geantwortet, warum er nicht, wie die meisten seiner Kollegen, mit 65 Jahren in den Ruhestand gehe. Wohlmeinende hatten ihm - nur durch die Blume, versteht sich - angeraten, sich jetzt, Ende 1993, nach erfolgreicher Leichtathletik-WM und internationaler Gartenbauausstellung in sein Haus nach Sillenbuch zurückzuziehen. Doch der Mann, der morgen das Rentenalter erreicht, winkt ab. Er will so lange an Bord bleiben, wie es die Kommunalverfassung zulässt: bis zum 31. Dezember 1996. Ein Entschluss, der zwiespältige Gefühle weckt: Wird dieser immens fleißige Mann, der seine Reden höchstpersönlich in den Computerbildschirm tippt, der im Laufe der Jahre sogar seine Abneigung gegen das Reisen überwunden hat, wird der seine Gesundheit vollends ruinieren? Wird er gegen Ende seiner Amtszeit für die Großstadt eine Last sein statt eine Hilfe?

Die Diskussion über seine Nachfolge ist jedenfalls in vollem Gange. Rommel selbst sieht den 45-jährigen Wolfgang Schuster, den neuen Bürgermeister für Kultur, Bildung und Sport, als seinen potentiellen Nachfolger. Damit, so meint er, wäre das Haus bestellt. Schuster, der sieben Jahre lang sein persönlicher Referent war, möchte wohl gerne, doch seine Chancen sind deutlich gesunken. Immer häufiger hört man unter Christdemokraten den Namen Hans-Joachim Henke, Oberbürgermeister von Ludwigsburg. Überdies wollen die Sozialdemokraten nicht denselben Fehler machen wie 1974. Ihr Favorit heisst Joachim Becker, Oberbürgermeister von Pforzheim.
Doch weil Ruhestand und Nachfolge für ihn selbst nicht aktuell sind, hat sich Manfred Rommel für morgen offizielle Gratulationen strikt verbeten. Er möchte unter allen Umständen vermeiden, zu seinem 65. Geburtstag politische Lobreden anhören zu müssen, die wie Nachrufe klingen.

Stuttgarter Zeitung, 19.12.1996

Heute letzte Gemeinderatssitzung mit dem scheidenden Oberbürgermeister

Manfred Rommel - Stuttgarts achter Ehrenbürger seit 1945

Heute nachmittag gegen halb fünf wird der scheidende Oberbürgermeister die letzte öffentliche Gemeinderatssitzung seiner Amtszeit leiten. Die geschäftsmässige Tagesordnung enthält noch einige Routinepunkte, doch zum Abschluss wird es feierlich: Manfred Rommel erhält die Ehrenbürgerschaft, die höchste Auszeichnung, die Stuttgart zu vergeben hat. Seit 1945 ist Rommel der achte, dem diese Ehre zuteil wird.

Die historische Liste der Stuttgarter Ehrenbürger ist lang.
Sie beginnt 1801 mit den heute völlig unbekannten Regierungsräten Heinrich von Günzler und Carl Freiherr von Reischach.
Bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs enthält diese Liste insgesamt 35 Namen, darunter eine Reihe berühmter Persönlichkeiten: Berthel von Thorvaldsen, dänischer Bildhauer, der Schillers Denkmal auf dem Schillerplatz geschaffen hat; Karl von Gerok, Dichter und Oberhofprediger; Heinrich von Sick, Oberbürgermeister und Innenminister; Reichskanzler Otto von Bismarck; Ferdinand Graf von Zeppelin, Erbauer der Luftschiffe; Eduard von Pfeiffer, Industrieller und sozialer Wohltäter; Robert Bosch, genialer Erfinder und Industrieller sowie Paul von Hindenburg, Reichspräsident und Generalfeldmarschall.

Tatsache ist: Auch Adolf Hitler erhielt in Stuttgart - wie in vielen anderen Städten - die Ehrenbürgerschaft. Sie wurde jedoch nach dem Krieg wieder gelöscht.

Karl Lautenschlager: Schon im September 1945 sorgte der neue Oberbürgermeister Arnulf Klett dafür, dass der damals 77-jährige Karl Lautenschlager die Ehrenbürgerschaft bekam. Lautenschlager war von 1919 an Stadtoberhaupt gewesen und 1933 von den Nazis abgesetzt worden.

Theodor Heuss: Der erste Bundespräsident der noch jungen Bundesrepublik, von 1949 bis 1959 im Amt, wurde 1954 ausgezeichnet. In der Verleihungsurkunde heißt es: ,,Dem wackeren Schwaben, dem treuen Hüter des geistigen Erbes unserer Ahnen, dem mutigen Kämpfer für Demokratie in Freiheit, dem Wegbereiter eines friedlich geeinten neuen geistigen Deutschland.'' Heuss verbrachte seinen Lebensabend in Stuttgart.

Reinhold Maier: 1969, zwei Jahre vor seinem Tod, wurde der grosse Liberale mit der Ehrenbürgerschaft bedacht. Maier war nach 1945 erster Ministerpräsident des Landes, später Mitglied des Bundestags und FDP-Vorsitzender.

Gebhard Müller: Zu seinem 75. Geburtstag im Jahr 1975 wurde der langjährige Ministerpräsident (1953 bis 1958) und Präsident des Bundesverfassungsgerichts (1958 bis 1971) ausgezeichnet. Der Christdemokrat galt als bescheiden und integer; gemeinsam mit Reinhold Maier gehörte er zu den Begründern des Südweststaates.

Erwin Schoettle: Der Stuttgarter Bundestagsabgeordnete (1949 bis 1972) und Vizepräsident des Bundestags (1961 bis 1969) war der erste Sozialdemokrat unter den Ehrenbürgern der Nachkriegszeit. 1933 war er vor den Nazis nach England geflohen, nach 1945 engagierte er sich für den Neuaufbau der Demokratie. Schoettle starb 1976.

Pierre Pflimlin: Der heute 91-jährige ist der einzige Ausländer unter den Ehrenbürgern. Von 1959 bis 1983 war er OB von Stuttgarts Partnerstadt Strassburg, später Präsident des Europäischen Parlaments. Er zählt zu den grossen Politikern Frankreichs in diesem Jahrhundert. Stuttgart ehrte ihn 1982 für seine Verdienste um die deutsch-französische Aussöhnung.

Richard von Weizsäcker: Der 1920 im alten Ostflügel des Neuen Schlosses geborene Sohn aus bedeutender schwäbischer Familie war von 1984 bis 1994 Bundespräsident. 1990 erhielt er die Ehrenbürgerwürde für seine internationalen Verdienste um das deutsche Ansehen im Ausland.

Manfred Rommel: Auf der langen Namensliste der Ehrenbürger ist er nach Heinrich von Sick (1872) und Karl Lautenschlager (1945) erst der dritte Stuttgarter Oberbürgermeister, der die höchste Auszeichnung der Stadt erhält, und zwar, wie es in der Urkunde heißt, ,,in dankbarer Würdigung seiner großen Verdienste um eine weltoffene Weiterentwicklung der Landeshauptstadt und die Mehrung des Ansehens Stuttgarts und Deutschlands in der Welt''.
Thomas Borgmann

Stuttgarter Zeitung, 24.12.1998

Großer Bahnhof für Rommel

Heute Empfang im Rathaus - Steintafel am Geburtshaus

Zu Ehren von Alt-Oberbürgermeister Manfred Rommel gibt die Stadt heute um 10 Uhr einen Empfang für 400 geladene Gäste im Rathaus. Gestern haben Freunde des Jubilars und Ehrenbürgers an seinem Geburtshaus im Osten eine "Gedenktafel" angebracht.

Von Thomas Borgmann

Vor dem Gebäude Landhausstraße 122 im Stuttgarter Osten traf sich gestern, einen Tag vor Manfred Rommels 70. Geburtstag, eine kleine Männerrunde: der Publizist und frühere DVA-Verlagschef Ulrich Frank-Planitz, der Degerlocher Historiker und Schriftsteller Gerhard Raff, der Plieninger Bildhauer Markus Wolf und Walther Zügel, langjähriger Chef der Landesgirokasse. Heute vor genau siebzig Jahren hat Manfred Rommel in diesem Haus das Licht der Welt erblickt.

Auf dieses Ereignis verweist eine gestern dort angebrachte Tafel aus afrikanischem Granit, auf der folgender Text eingemeißelt worden ist:

"Im 1. Stock dieses Hauses wurde geboren am 24. XII. 1928 Manfred Rommel,
Oberbürgermeister der Stadt Stuttgart von 1974 bis 1996 als Sohn des späteren
Generalfeldmarschalls Erwin Rommel und seiner Ehefrau Lucie-Maria, geb. Mollin."

Hausbesitzer Manfred Dürr gestattete freundlicherweise das Anbringen der Tafel, die eine besondere Art von Geschenk an Rommel sein soll. Der Bildhauer Markus Wolf hat sie gestaltet; von ihm stammt auch das Franziska-Denkmal in Hohenheim und die Gedenktafel für König Wilhelm II. am Schillerplatz.

Beim Geburtstagsempfang im Rathaus, zu dem 400 Gäste erwartet werden, sprechen Ministerpräsident Erwin Teufel, Oberbürgermeister Wolfgang Schuster sowie Manfred Rommel selbst. Er hatte gebeten, auf Geschenke zu verzichten und statt dessen den Schwäbischen Frauenverein mit Spenden zu bedenken. Mittlerweile sind im Rathaus sowie in Rommels Sillenbucher Haus unzählige Glückwünsche eingetroffen. Einer der ersten Gratulanten war SPD-Landeschef Ulrich Maurer, der 1982 erfolglos gegen Rommel kandidiert hatte: "Sie haben sich um unser Stuttgart verdient gemacht."

Stuttgarts Stadtoberhäupter im Wandel der Zeit

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