100 Jahre Bürgerverein Untertürkheim - Ein aktiver Verein feiert Jubiläum
Nicht nur die Eingemeindung Untertürkheims nach Stuttgart liegt 100 Jahre zurück: Vor einhundert Jahren, am 24. Mai 1905, wurde auch der Bürgerverein Untertürkheim zum ersten Mal gegründet. Eberhard Hahn, heutiger Vorsitzender des Bürgervereins, hat die Geschichte des Bürgervereins aufgezeichnet.
UNTERTÜRKHEIM - "Im Frühjahr wurde die Gemeinde Untertürkheim nach Stuttgart eingemeindet und damit zur Vorstadt der Landeshauptstadt; ihre Selbständigkeit hörte mit dieser Eingliederung auf", schrieb Johannes Keinath im Untertürkheimer Heimatbuch von 1935.
Für jede Gegend von Stuttgart gab es damals einen Bürgerverein, der die Belange seines Gebietes vertrat und der die Männer seines Vertrauens als Vertreter auf das Rathaus entsandte.
Ehe die politischen Parteien ihren Einzug im Stadtparlament suchten, wurden die Wahlen von den Bürgervereinen gemacht und entschieden.
So stellte sich auch für Untertürkheim bald nach der Eingemeindung das Bedürfnis heraus, einen eigenen örtlichen Bürgerverein zu gründen." Dies geschah am 24. Mai 1905 im Saal der "Alten Krone". Dem neuen Bürgerverein traten sofort 137 Mitglieder bei; er war ein Mitglied der Vereinigten Bürgervereine von Groß-Stuttgart.
Zwei Jahre lang wurde der Bürgerverein von Schultheiß a.D. Eduard Fiechtner, von 1907 bis 1914 von Fritz Leeger geleitet. Als Schriftführer waren Oberlehrer Hengstberger, Kaufmann Carl Molt und später Oberlehrer Forster tätig.
Vorsitzender Eberhard Hahn 2005
Unermüdlich geworben
Im I. Weltkrieg und danach zerfiel sich die Vereinigung. In den Nachkriegsjahren versuchte man wiederholt, den Verein zu neuem Leben zu erwecken. Bei den herrschenden Parteizuständen schlugen diese Versuche aber fehl.
Der unermüdlichen Werbearbeit des Oberdruckers David Mögle war es zu verdanken, dass am 7. Februar 1930 bei Pfander zur "Neuen Kelter" wieder ein Bürgerverein gegründet wurde. Oberlehrer Keinath wurde an die Spitze des Vereins gestellt. Von 182 Mitgliedern wuchs der neue Bürgerverein in kurzer Zeit auf über 400 Mitglieder an. Sein Zweck war nicht die politische Betätigung, sondern die Vertretung der örtlichen Belange, womit er dem Wohle des Vorortes, aber auch dem der Gesamtstadt dienen wollte.
Der Verein befasste sich mit den Verhältnissen der Straßenbahn, mit der Herstellung und Verbesserung von Wegen und Straßen, überhaupt mit allem, was für die Vorstadt Untertürkheim wichtig und den Beamtungen gegenüber zu vertreten war.
Manche Erfolge erreicht
Insbesondere kümmerte sich der Verein aber um die Anliegerleistungen, die für die Vororte untragbar waren. In zwei Denkschriften wandte sich der Vorsitzende an die Ministerialabteilung für Hochbau, um die Neuregelung und Besserung derselben zu erreichen. Manche Erfolge ließen sich erzielen. Wenn man nicht gerade Unmögliches verlangte, fand man im allgemeinen bei den Beamten freundliches Gehör und Entgegenkommen.
Die Vereinsmitglieder besichtigten eine Reihe städtischer Einrichtungen, so das Gaswerk, das Wasserwerk an der Gallenklinge, die Kläranlage bei Mühlhausen und den Waldfriedhof. Damit wurde ihnen vor Augen geführt, wie vielseitig und groß die Aufgaben einer Stadtverwaltung sind, und welche Verbindungen Stadtverwaltung und Bürger aneinander binden.
Der Bürgerverein Rotenberg schloss sich kooperativ an den neuen Bürgerverein Untertürkheim an.
Als die NSDP am 30. Januar 1933 die Macht übernahm, bedeutete dies das vorläufige Ende der Bürgervereine: Sie wurden zunächst gleich geschaltet und dann im Frühjahr 1934 aufgelöst.
Dabei wurde noch beschlossen, den Kassenbestand von 700 Mark als Grundstock zur Herausgabe eines "Heimatbuches von Untertürkheim" zu verwenden. Der Vereinsvorsitzende Keinath wurde beauftragt, die Herausgabe dieses Buches in die Wege zu leiten und damit dem Bürgerverein ein Denkmal zu setzen.
Erst viele Jahre später wurden in allen Stadtbezirken die alten Bürgervereine wieder neu gegründet. Karl Ziebold, Direktor des Stuttgarter Marktamtes, Emil Ziegler und andere angesehene Mitbürger gründeten am 14. März 1973 in der Sängerhalle den hiesigen Bürgerverein neu. An der Versammlung nahmen 70 Mitbürger teil.
Zum ersten Vorsitzenden wurde Emil Ziegler, Kaufmann, zum zweiten und dritten Vorsitzenden Konrad Jörger, Bauunternehmer, und Wolfgang Thrum, Bereichsleiter der Landesgirokasse, gewählt. Das Sprecheramt übernahm Oberingenieur Hermann Bruder.
Immer uneigennützig
"Trotz seiner bewegten Vergangenheit blieb der hiesige Bürgerverein über die vielen Jahres seines Bestehens hinweg seinem Grundsatz treu, mit seinen Vereinsaktivitäten uneigennützig für den Bürger, den Ort und Stadtbezirk tätig zu sein", so Eberhard Hahn.
Durch das große Engagement von Mitgliedern und die finanzielle Unterstützung aus der Vereinskasse sei es den Vereinsverantwortlichen immer wieder aufs Neue gelungen, für Untertürkheim etwas Bleibendes zu schaffen und damit etwas für das positive Image des Stadtbezirks zu tun.
Der BVU blickt auf eine stolze Bilanz zurück: