Holzschneider Eugen Häfele hält Szenen
alter Handwerkskunst in Reliefs fest
Untertürkheim. Die kunstvoll geschnitzten Reliefs von Eugen Häfele
zeugen von seiner künstlerischen und handwerklichen Begabung.
In mehr als 60 fahren sind unzählige Arbeiten entstanden, viele
dokumentieren alte Handwerksberufe. Eine Dauerausstellung im Uhlbacher
Weinbaumuseum zeigt seine Kunstwerke.
Ausdauer, Kraft, Feingefühl, Fantasie und eine ruhige Hand, das
sind die wichtigsten Eigenschaften, die man als Holzschneider mitbringen
muss. Heute lässt es der bald 85-jährige Eugen Häfele
ruhiger angehen. Er freut sich einfach an seinen vielen Arbeiten, die
seine Wohnung verzieren. Kaum ein Eckchen oder Möbelstück,
das nicht seine Handschrift trägt.
Erst bei näherem Betrachten wird deutlich, wie virtuos Eugen
Häfele mit dem Schnitzwerkzeug umgehen kann: Da wächst ein
Rebstock aus der Tiefe eines Stück Holzes, als sei er noch lebendig.
Bis ins Detail, der Natur getreu nachgebildet, finden sich dort kleine
Bienen, Trauben. Kleine und kleinste Ästchen winden sich um fein
gemaserte Blätter. Dem Betrachter steift sich die Frage, wie einem
Stück Holz derart feine Formen abzuringen sind. Für Eugen
Häfele ist die Erklärung einfach: „Man muss von seiner
Arbeit besessen sein."

Eugen Häfele hat seine Krippe ganz
und gar selbst gefertigt Foto: Koch
Ursprünglich war er von etwas ganz anderem besessen: Eugen Häfele
erzielte nämlich auch als Leistungssportler Spitzenergebnisse: „Ich
war der erste Baden-Württembergische Meister nach dem Krieg." Hoch-
und Dreisprung waren die Paradedisziplinen des Multitalents. Doch
schwere Kriegsverletzungen hatten bei ihm dauerhafte Spuren hinterlassen
und so gewann die künstlerische Ader, die bei ihm in den Genen
liege, an Bedeutung. Er sei in einer künstlerischen Familie groß geworden. „Dass
eine Staffelei in der Stube steht und es nach Ölfarben riecht,
war für mich normal." Der Vater und der Großvater waren
seine künstlerischen Vorbilder. Durch den Sport habe er Durchhaltevermögen,
Ehrgeiz und auch die Kraft erhalten: „Mein Rüstzeug für
die Holzschneiderei."
Den elterlichen Betrieb, ein Malergeschäft, wollte Eugen Häfele
nicht übernehmen. „Ich hatte zu wenig Zeit für meine
Holzschnitzerei gehabt." So erlernte er einen kaufmännischen Beruf,
der ihm nach Feierabend genug Raum ließ, in seiner Wohnstube
an seinen Kunstwerken zu arbeiten. Die Kunst zum Beruf zu machen, das
wäre kein Problem gewesen: „Ich hätte mehr als gut
davon leben können, aber das habe ich sicherheitshalber nie in
Erwägung gezogen." Noch heute klopften Leute an, um eine Arbeit
von ihm zu erhalten. Der Familie eine sichere Lebensgrundlage zu bieten,
ging für den Vater von drei Kindern jedoch vor.

Die Familie ist es auch, die seine Arbeiten einmal bekommen soll.
Verkaufen will er seine Schätze nämlich nicht mehr. Einzig
der Stadt würde er sein Lebenswerk verkaufen - unter der Voraussetzung,
dass die Arbeiten nicht in einem Archiv verschwinden, sondern der Öffentlichkeit
zugänglich sind. So hat er dem Weinbaumuseum "in Uhlbach bereits
eine Dauerleihgabe für eine Ausstellung mit zahlreichen Holzreliefs
gemacht, die zeigen, wie einst die Handwerker gearbeitet haben.
Nicht
nur Weinbauern hat er geradezu detailversessen porträtiert, auch
andere aussterbende Handwerksberufe wie den Küfer, den Schuhmacher
oder den Stellmacher hat er zum Motiv gewählt. „Das
sind Dokumente, wie einst gearbeitet wurde", sagt er, „da werden
noch Generationen Freude dran haben." Das macht den leidenschaftlichen
Holzschneider zufrieden: „Ich bin mit der Holzschneiderei nicht
reich geworden, aber glücklich."
Ulrike Koch
Info: Über sein Leben und Schaffen sowie seine Entwicklung„ Vom
Kaufmann zum Künstler" berichtet Häfele am Samstag, 10. März,
11 Uhr beim Männervesper in der Besenwirtschaft Schwarz, Schlotterbeckstraße
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