Stuttgarter Hafenfest 2008 - Seit 50 Jahren Hafen Stuttgart
Schiff ahoi - Volksfest im Hafen
21.07.2008 UNTERTüRKHEIMER ZEITUNG: Von Mathias Kuhn
60
000 Besucher entdecken das Industriegebiet am Neckar -
Shows auf dem
Wasser und Vorführungen an den Kais
Nicht „hoi, a Schiff“ sondern „Schiff
ahoi“, hieß es am Wochenende im Hafen. 60 000 Gäste
strömten zum großen Fest anlässlich des 50-jährigen
Hafenbestehens. Stuttgarter und Menschen aus der Region entdeckten
den Umschlagplatz bei spannenden Vorführungen auf dem Neckar und
an den Kais, bei Touren durch das Industriegebiet und auf der Flaniermeile
neu.
Kreuzfahrt: Viele Gäste erreichten das Fest
auf ungewohntem Weg: per Schiff. Am Pier 1 herrschte Betriebsamkeit
wie an den Hamburger Landesbrücken. Passagierschiffe, für
die Personenbeförderung umgebaute Arbeitsschiffe des Wasser- und
Schifffahrtsamtes sowie Boote des Technischen Hilfswerks kreuzten als „Wassertaxis“ von
einem Pier zum anderen. Während Erwachsene die bequeme Sightseeingtour
auf den Neckarschiffen bevorzugten, entwickelte sich die Fahrt in den
THW-Booten als Geheimtipp unter den Jüngeren.
 
Fotos: Enslin
Auf Entdeckungstour: Die gemütlichste Art, Einblicke in den Hafenalltag zu erhalten,
erfolgte mit der Bimmelbahn. Die moderierte Tour führte durch
Containerschluchten, vorbei an Millionen Euro wertvollen Schrottbergen,
Recyclingsanlagen und tonnenschweren Stahlbändern ging es zu den
Kiesbergen der Firma Mertz. Auf eigene Faust konnten die Besucher zudem
Container- und Frachtschiffe besichtigen, die Schaltzentrale der Hedelfinger
Schleuse und das Kraftwerk erleben.
Steine klopfen und Goldwaschen : Selbst begeisterte Wasserratten gingen gerne an Land. Auf dem Hafengelände
warteten schließlich zahlreiche Attraktionen auf die Kinder.
Mit Eifer klopften sie bei der Firma Holcim Steine. Wer das richtige
Händchen hatte, legte Zeitzeugen der Erdgeschichte frei: versteinerte
Ammoniten. „Das Material stammt aus unserem Zementwerk in Dottenhausen“,
erklärte Stefan Antons dem jungen Fossilienforscher Marc Ulrich
aus Weissach. Am Stand des Aktivspielplatzes Krempoli wurden Kies und
Sand gewässert, es herrschte Goldfieber am Neckar. Die jungen
Schürfer förderten dabei einige Nuggets zutage. Um einige
Gramm Gold und etwas Westernerfahrung reicher gingen die Goldwäscher
stolz nach Hause.
Wellenbrecher: Mit vier Vorführungen begeisterte
das „Erste Deutsche Wasserskishow-Team“ die Zuschauer.
Gezogen vom 350 PS-starken Boot flitzten die tollkühnen Männer
und Frauen auf schmalen Brettern mit Tempo 40 über den rauen Neckar. „Die
Wellen, die sich an den Kais brechen, stellen uns vor Herausforderungen“,
so Gerd Wüstner. Alex Federmeyer, dem amtierenden Deutschen Meister
und Fünftem der EM, verdarben sie den Spaß nicht. Mit seinem
Jetski machte er waghalsige Luftsprünge, Salti und Rollen über
und im Wasser.
 
Fotos:
Enslin
Nasses Ständchen: Wer
ein halbes Jahrhundert Erfolg feiert, dem bringt man besondere Geburtstagsglückwünsche.
Der Shanty Chor MK Tsingtau und der Musikverein Hedelfingen übermittelten
die Grüße musikalisch - Rettungsschwimmer der DLRG schwammen
trotz Wolkenbruch und Gewitter am Samstag um 22 Uhr mit Fackeln an
der Tribüne vorbei, formten eine „50“ und sangen dem
Hafen Stuttgart sowie den Besuchern ein Happy-Birthday-Ständchen.
Alte Silberpfeile : Wieso Formel Eins auf dem Hockenheimring? Ein
Hauch von Monaco wehte auf der ehemaligen Shell-Insel. In wunderschönen
Oldtimern mit dem Stern konnten die Besucher zunächst zwei genussvolle
Runden um den Mercedes-Benz-Zentralversand drehen, und dann an den
Traumwagen der 60er-Jahre vorbeischlendern. Wer es schneller liebt,
konnte im einem leistungsstarken, modernen „SL“ Platz nehmen
- zum „Großen Preis auf dem Neckarhafenring“.
Längstes
Hafenbild der Welt : Am Stand der Handels- und Gewerbevereine der Oberen
Neckarvororte waren die Besucher im Goldrausch. Sie kauften die Neckartaler
und zogen Lose aus der Gewinntrommel. Junge Besucher - und manchmal
auch Erwachsene - ließen es sich nicht nehmen, mit Mitarbeitern
der Neckartalwerkstätten „das längste Hafenbild der
Welt“ zu malen. Meter um Meter schwammen Fische, Schiffe und
Muscheln über das blaue Wasser. Am Sonntagabend stieg die Spannung
- am „Malomobil“ wurden 100 kunstvoll gestaltete Meter
gemessen. Als Beweis sollte die erste 70-Meter-Rolle gegen 18 Uhr mit
dem Kran hochgezogen werden. Doch bereits nach fünf Metern machte
der steife Wind einen Riss durch die Rechnung.
Unermüdlicher Einsatz
: Die Füße vom Laufen wund, aber überglücklich
zeigten sich am Sonntagabend Hafenchef Bernd Schopf und Organisator
Johannes Zeller. Der Zustrom mit 60 000 Besucher übertraf alle
Hoffnung. „Die Stuttgarter und Menschen aus der Region haben
den Stuttgarter Hafen entdeckt. Er hat sich ins Bewusstsein eingegraben“,
ist sich Zeller sicher. „Dank gebührt den hunderten freiwilligen
Helfern, den Vereinen und den Hafenunternehmen, die enormes geleistet
haben“, so Schopf. Die Organisatoren um Schopf taten nicht nur
die Fußballen sondern auch die Schultern weh. Viele begeisterte
Bürger und Veranstalter gratulieren den Verantwortlichen zur logistischen
Meisterleistung, die Massen per Bus, Schiff und Bimmelbahn zu den Attraktionen
zu bringen. Bliebe noch der Wunsch vieler: das nächste Hafenfest
bitte nicht erst 2058.
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