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Stuttgarter Zeitung, 08.08.1996

Stuttgarts Stadtoberhäupter im Wandel der Zeit

Georg Gottlob Gutbrod: Der Sohn eines Metzgers, 1791 geboren, machte als OB Epoche. Er führte die Gasbeleuchtung ein, forcierte den Eisenbahnbau und das Schulwesen, förderte den Handel durch Messen. Vom König auf Lebenszeit als OB eingesetzt, amtierte er bis zu seinem Tod im Jahr 1861.

Stuttgarts Oberbürgermeister (2): Georg Gottlob Gutbrod

GutbrodRuhepol in revolutionären Zeiten

Als der politisch tief enttäuschte Oberbürgermeister August Willibald Feuerlein am 1. Januar 1833 sein Amt niedergelegt hatte, wurde Georg Gottlob Gutbrod im März zum Nachfolger bestimmt. Als er fast dreißig Jahre später, am 22. Oktober 1861, im Dienst starb, nannte man ihn “Vater der Stadt“ und rief ihm nach: “Ausgezeichnet durch Geschäftskenntnis und reiche Erfahrung, durch seine Hingebung für das Wohl seiner Vaterstadt, durch die Milde und Menschenfreundlichkeit seines Wesens und Empfänglichkeit für alles Gemeinnützige."

Nur etwas mehr Energie und Entschlusskraft hätten sich die Bürger zu seinen Lebzeiten von ihm gewünscht - insgesamt jedoch entsprach Gutbrod dem geradezu romantischen Idealbild, das sich die Einwohnerschaft von “ihrem“ Stadtoberhaupt macht: Freundlich und nett, immer ansprechbar und immer im Dienst, mutig und weitblickend, fleißig und unermüdlich um jedermanns Wohl bemüht. An dieser Einstellung hat sich bis heute nichts geändert.

Auch Oberbürgermeister Gutbrod war, wie sein Vorgänger, ein Landespolitiker: Mitglied des Landtags von 1839 bis 1843. Am 19. Februar 1791 als jüngstes von zehn Kindern eines Metzgermeisters geboren, diente er seit 1808 der Stadtverwaltung, arbeitete sich langsam hoch, unter anderem als Ratsschreiber. Seine Leistungen als Stadtoberhaupt machten Epoche:

Er führte die Gasbeleuchtung ein,
forcierte den Eisenbahnbau, der von 1846 an das gesamte städtische Leben revolutionierte, zeigte hohes Interesse für das Schulwesen und
förderte den Handel durch eine Tuchmesse (1835) und
den für ganz Süddeuschland wichtigen Pferdemarkt (1836).
Zugleich modernisierte er die eigene Verwaltung, indem er Spezialisten ausbildete und einstellte, etwa für den Bausektor.

Zu seinem 25jährigen Dienstjubiläum im Jahr 1858 wurde er “Ritter des Ordens der württembergischen Krone" und hieß fortan von Gutbrod. Sein allerhöchstes Verdienst, so steht es in der Chronik, war “die ruhige Führung der Stadt während den stürmischen Zeiten der bürgerlichen Revolution von 1848."

In seine lange Amtszeit fällt

der Bau des Wilhelmspalais,
des Kronprinzenpalais,
des Königsbaus,
der neuen Kanzlei,
der Wilhelma,
aber auch die Enthüllung des berühmten Schillerdenkmals von Thorvaldsen 1839.

In diesen Jahren wurde Berg eingemeindet und Stuttgart entwickelte zu einem kulturellen Zentrum mit dem Ruf, ein besonders liberales Pflaster zu sein. 1852 erreichte die Stadt die Marke von 50.000 Einwohnern, 1861 waren es bereits mehr als 61.000 Menschen.

Hinter diesen Zahlen steckt eine ungeheure Dynamik: Handel und Handwerk blühten, die ersten Anzeichen der kommenden Industriealisierung waren spürbar. Das kommunale Leben wurde immer komplizierter und immer politischer. Georg Gottlob von Gutbrod lenkte seine Stadt mit Umsicht und Geschick. Als er im Oktober 1861 starb, war er 70 Jahre alt - eine Altersgrenze für Stadtoberhäupter gab es noch nicht. Die Position des Oberbürgermeisters war auf Lebenszeit angelegt.

Der Amtsinhaber sah es als hohe Ehre an, seiner Stadt in herausgehobener Position dienen zu dürfen, solange die Kräfte dies irgendwie zuließen. Eine möglichst lange Amtszeit galt den Bürgern als Gewähr für gute Arbeit. Der Oberbürgermeister stand an der Spitze der einflussreichen Honoratioren. Strengste Loyalität zum König und zum Landtag waren selbstverständlich. Als Gutbrod 1833 sein hohes Amt angetreten hatte, wurde das Wohl der Menschen noch von der Obrigkeit definiert - mit der Revolution von 1848 änderte sich dies langsam aber sicher, obgleich es in Stuttgart weithin ruhig geblieben war. Die schwäbische Metropole war nun mal kein Nest für Revoluzzer. tom

Metzgersbub wird zum geadelten Oberbürgermeister

StZ 16.2.2016 –Seite 18 - Gerhard Raff
Unser Kolumnist erinnert an den vor 225 Jahren geborenen Stuttgarter Stadtschultheißen Georg Gottlob von Gutbrod.

Mit ihre Schultes hend die Stuegerter, wie’s halt so isch, amol meh ond amol weniger Glück ghet.
Ond nadierlich net jeder isch so a Sege gwä wie der heutige Jubilar, wo no onterm Herzog Eugen am 19. Februar 1791 en Stuegert uff d’Welt komme isch als zehntes ond jöngstes Kend von seine Leut. Ond isch übrigens a Metzgersbueb wie beispielsweis ja au dr Johann Jacob Astor ond Max Greger, dr Franz Joseph Strauß oder Uli Hoeneß, die wo aber älle aus Rücksicht uff die viele Vegetarier oder gar Veganer no doch ebbes anders gschafft hendwie ihre Vätter.

Was hat mr seinerzeit en Wirteberg scho werde könne, wenn mr em weiße Krage schaffe will? Pfarrer, Professer,Proviser, Kaufmann oder Schreiber. Ond so hat er ganz klei als Stift uff dem scheene alte Stuegerter Rathaus agfange ond hat sich allmählich zom Ratsschreiber ruffgschafft. Ond wie no anno 1833 der Oberbürgermeister Dr. August Willibald Feuerlein (1781-1850) aus lauter Frust, dass’r nemme en Landtag gwählt worde isch, ganz enttäuscht zrücktritt, fendet dr Keenich Wilhelm I. (1781-1864) scheints em ganze Gäu koin Gscheitere für des Gschäft wie den Georg Gottlob Gutbrod.

Ond der Metzgersbueb, dem wo seine Altvordere vorher ällem nach ja als Bäcke gschafft ghet hend, krempelt die Ärmel nuff, ond er schafft glei amol die vorsintflutliche Tranfonzle ab ond ersetzt se durch die moderne Gaslaterne. Fiat lux! Es werde Licht! Ond nadierlich onterstützt’r sein Keenich ond den Carl (no ohne von) Etzel (1812-1865) fest beim Eisebahbau.
Aber armer Steuerzahler, leider hend se den Bahhof selbichsmol anno 1846 fast direkt vor de Schlossplatz nagstellt ond net als Durchgangsbahhof nach Cannstatt naus,was ons ja onter anderem des gschissene Gschieß om des Stuttgart 21 ond viel Ärger ond viele Milliarde verspart hätt. Aber des Cannstatt isch seinerzeit no net eigmeindet (se hoißet’s 1905 „Vereinigung“) gwä, „Gutbrod kam nur bis Berg“ am 10. Dezember 1836. Dort hat sich no au dr Kronprinz Karl ond sei Olga aus St. Petersburg dui scheene „Villa Berg“ nabaue lasse.

Ond au die Residenzstadt selber hat der Gutbrod helfe scheener gmacht. Onter anderem mit dem Wilhelmspalais,mit dem Kronprinzepalais, mit dem Keenigsbau, ond so weiter. Ond den Schillerplatz mit dem Denkmal vom Bertil Thorvaldsen (1770-1844). Ond wie selbiges anno 1839 eigweiht wird, hat er em scheenste Honoratoreschwäbisch sei Festred ghalte. Ond em Schiller sei Jonger, der Königl. württ. Oberförster Carl Friedrich Ludwig Freiherr von Schiller (1793-1857) hat gmoint: „Mein Vater, wann er bös war, hat mit uns akkurat so gesprochen.“ „Sein allerhöchstes Verdienst“ isch laut Stadtchronik “die ruhige Führung der Stadt während den stürmischen Zeiten der bürgerlichen Revolution von 1848.“ Ond zom 25-jährige Dienstjubiläum kriegt’r von seim Keenich des „von“. Hat aber nemme viel von dem Adel ghet. Am 22. Oktober 1861 trifft den überaus fleißige ond beliebte Ma dr Schlag, „nachdem er noch am Tag zuvor mit gewohnter Ruhe eine Sitzung des Gemeinderats geleitet.“ Ond se hend em Blättle den „Vater der Stadt“ schwer globt: “Ausgezeichnet durch Geschäftskenntnisund reiche Erfahrung, durch seine Hingebung für das Wohl seiner Vaterstadt, durch die Milde und Menschenfreundlichkeit seines Wesens und Empfänglichkeit für alles Gemeinnützige.“

Zom Nachfolger als Oberbürgermeister von dere „allmählich zur Großstadt heranwachsenden Residenzstadt“mit ihre ebbes über 61 000 Eiwohner isch der Oberjustizrat (ond spätere Inneminister) Heinrich (no ohne von) Sick (1822-1881) gwählt worde, dr Jong vome Stuegerter Silberschmied ond gleichfalls goldwert gwä für onser „bürgerliches Gemeinwesen.“

P.S.: Heute um 20 Uhr in der Königl. württ. Hofbuchhandlung Aigner (gegründet 1804) zu Ludwigsburg am Arsenalplatz: Buchpremiere von „Hie gut Wirtemberg allewege“ Band IV. Achtung, Herr BuFinmin. und LandsmannW. Schäuble: Der im Jahr 1988 ebenfalls dort erstmals vorgestellte Band I bei der DVA war genau gleich teuer wie jetzt Band IV, aber 40 Seiten dünner und noch ohne farbige Abbildungen

Stuttgarts Stadtoberhäupter im Wandel der Zeit

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